Sport & Wohlfühlgewicht

Einfluss der Darmflora auf das Gewicht

Bewegungsmangel, hochkalorische sowie einseitige Ernährung und Stress können für zu viel Körperfülle verantwortlich sein. Aber auch die Zusammensetzung der Darmflora spielt dabei eine entscheidende Rolle. 

Kaum etwas hat in unserer Gesellschaft einen derart hohen Stellenwert wie das ideale Erscheinungsbild und Köpergewicht. Dabei ist es offensichtlich schwierig, tatsächlich das gesunde Mittelmaß zu finden: Einerseits werden in sozialen und öffentlichen Medien nach wie vor (wenn auch mit leicht sinkender Tendenz) extrem schlanke Körper zur Schau gestellt und unerreichbare Wunschvorstellungen geschaffen, andererseits präsentieren Gesundheitsorganisationen alarmierende Zahlen, wonach die Anzahl übergewichtiger und adipöser Menschen im deutschsprachigen Raum bei ca. 30% liegt. Anscheinend stellt es Individuen vor eine immer größere Herausforderung, das persönliche Idealgewicht zu finden, welches der eigenen Gesundheit nicht schadet und mit welchem man selbst glücklich ist.

Bacteroidetes und Firmicutes

Eine wesentliche Erkenntnis besteht darin, dass sich Zusammensetzung und Vielfalt der Darmbakterien bei schlanken und übergewichtigen Menschen unterscheiden. Deutlich zeigen sich Abweichungen bei den Vertretern der Bakterienstämme Bacteroidetes und Firmicutes. Erstere dominieren in den Därmen normalgewichtiger Menschen, während letztere Stämme bei adipösen Personen überwiegen. Im Idealfall sind diese beiden Bakteriengruppen im Darm in einem ausgewogenen Verhältnis vorhanden. Das Verhältnis kann bei übergewichtigen Menschen aber so stark verschoben sein, dass im Darm bis zu 2.000 Mal mehr Firmicutes vorkommen als Bacteroidetes, was sich unmittelbar auf den Energiestoffwechsel auswirkt. 

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Mit dem Darm zur Wunschfigur

Der Weg zu einem gesunden Wohlfühlgewicht ist – gerade in unserer heutigen Gesellschaft – kein einfacher und inkludiert Hindernisse in Form omnipräsenter Versuchungen (vom Imbiss-Stand über Süßigkeiten bis hin zu Soft Drinks) und ungünstiger sozialer Gepflogenheiten (während der Faschingszeit gibt es täglich Krapfen (Berliner), der Osterhase bringt Nester voller Süßigkeiten, Schokolade ist ein Seelentröster). Deshalb ist es wichtig, nicht mittels kurzfristiger Crash-Diäten schnell ein paar Kilogramm zu verlieren, die nach kurzer Zeit in doppelter Menge wieder zurückkommen, sondern an mehreren Rädchen gleichzeitig zu drehen, um die Wunschfigur zu erreichen und zu halten. Eines dieser Rädchen ist die Modulation der Darmflora, die sich von „dickmachend“ auf „schlankmachend“ umprogrammieren lässt: Große Studien zeigten tatsächlich, dass die Dysbalance der Darmbakterien durch die langfristige Einnahme von speziellen Probiotika positiv beeinflusst werden kann, unter anderem indem die zugeführten Bakterienstämme die „Dickmacherbakterien“ verdrängen.

Die „Schlankmacher“ Bacteroidetes können ebenfalls zur nachhaltigen Ansiedelung im Darm und zur Vermehrung motiviert werden. Da diese größtenteils anaerob sind (das bedeutet, dass sie bei Kontakt mit Sauerstoff nicht lebensfähig sind), können sie nicht einfach „eingenommen“ werden, jedoch kann man ihnen entsprechende Nahrungsquellen zur Verfügung stellen: Ausgewählte Ballaststoffe schmecken den „Figurschmeichlern“ besonders gut und sind der Wunschfigur in unterschiedlicher Hinsicht zuträglich: Ihre quellende Eigenschaft bewirkt nämlich aufgrund der Vergrößerung des Magen- und Darminhalts ein (langanhaltendes) Sättigungsgefühl.

Außerdem regen Ballaststoffe den Darm zu mehr Bewegung an und transportieren den Nahrungsbrei schneller durch den Verdauungstrakt. Somit verbleibt die Nahrung nicht lange genug im Dickdarm, als dass sich die Firmicutes daran satt essen könnten. Manche Ballaststoffe mögen die „guten“ Darmbewohner sehr gerne, und dazu gehört vor allem Pektin, das in besonders großer Menge z. B. in Äpfeln enthalten ist. Neben Pektin zählen auch Inulin oder Oligofruktosen zu den präbiotischen Ballaststoffen. Diese findet man unter anderem in Chicorée, Schwarzwurzeln, Lauch, Hülsenfrüchten, Pastinaken oder Topinambur. Alternativ gelingt die Versorgung mit entsprechenden Präbiotika aus der Apotheke.

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"Unser Gewicht hängt auch mit unseren Darmbakterien zusammen, genauer gesagt mit dem Verhältnis von Firmicutes- und Bacteroidetes-Bakterien.“

Einfluss von Sport auf unseren Darm

Hinter einem gesunden Darm und einem starken Immunsystem steht ein fitter Körper und umgekehrt. Eine gesunde Darmflora fördert damit indirekt unsere sportliche Leistung. Im Gegenzug wirkt sich Bewegung positiv auf die Zusammensetzung der Bakterien in unserem Verdauungstrakt aus.

Im Erwachsenenalter hat unter anderem die Ernährung eine große Bedeutung für die Beschaffenheit der Darmflora. Zudem wirkt sich Sport nachweislich vorteilhaft auf das Mikrobiom aus. So kann sportliche Betätigung die Qualität und Quantität von förderlichen Darmbewohnern positiv beeinflussen. In weiterer Folge werden dadurch die Abwehrkräfte gestärkt. „Ein intaktes Mikrobiom ist essenziell für das Immunsystem. Es gibt Hinweise dafür, dass Sport die Anzahl und Vielfalt der Darmbakterien steigert“, bestätigt Univ.-Doz. DDr. Barbara Prüller-Strasser, Wissenschaftlerin in den Bereichen Prävention, Ernährung und Gesundheit an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Sport stimuliert die Produktion von Antikörpern und kann verschiedenste entzündungshemmende Enzyme im Darm lokal vermehren.“ Umgekehrt gilt: Bei einem geschwächten Darm wird auch das Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen, was sich wiederum negativ auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirkt.

Erhöhtes Krankheitsrisiko durch Überanstrengung

Regelmäßige moderate körperliche Bewegung hat einen entzündungshemmenden Effekt auf den Organismus. Sie ist laut Prüller-Strasser die einzige nachhaltige Verhaltensweise, um entzündlichen Erkrankungen wie Atherosklerose vorzubeugen, Übergewicht zu reduzieren und dadurch bedingte Folgeerkrankungen wie Stoffwechselstörungen und Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden.

„Wiederholte intensive Trainingseinheiten sowie Übertraining können jedoch die Immunfunktion ungünstig beeinflussen und in einem erhöhten Krankheitsrisiko resultieren“, so die Expertin. Denn dadurch nimmt die Aktivität der Phagozyten, der körpereigenen Fresszellen, ab – und auch die Menge der Antikörper an den Schleimhäuten sinkt messbar nach sportlicher Belastung. Eine kurze Zeit lang ist der Körper dadurch besonders anfällig für Bakterien und Viren. Durch diesen sogenannten Open-Window-Effekt haben Hobby- und Leistungssportler bis zu 48 Stunden nach körperlicher Belastung ein erhöhtes Infektionsrisiko, vor allem im Bereich der oberen Atemwege.

Probiotika bei Verdauungsstörungen

Sportliche Betätigung geht stets mit einem höheren Umsatz von Sauerstoff und Nährstoffen einher, verbunden mit einer erhöhten Durchblutung in der belasteten Muskulatur. Das während der körperlichen Aktivität in der Muskulatur benötigte Blut wird dabei anderen Organen wie eben auch dem Magen-Darm-Trakt entzogen, wodurch es zu Verdauungsbeschwerden kommen kann. „Besonders durch einen Flüssigkeitsmangel während einer Ausdauerbelastung kann sich die Minderdurchblutung des Darms negativ auf die Aufnahme der Nährstoffe und auf die Verdauung auswirken“, erklärt Prüller-Strasser.

Insbesondere an der Darmschleimhaut gehen intensive Trainingseinheiten meist nicht spurlos vorüber, denn sie erhöhen die Durchlässigkeit dieser Hautschicht. Das bedeutet, dass krankheitserregende Mikroorganismen und andere schädliche Partikel ungehindert durch den Darm in den Blutkreislauf gelangen und in weiterer Folge das Immunsystem schwächen können.

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"Insbesondere an der Darmschleimhaut gehen intensive Trainingseinheiten meist nicht spurlos vorüber, denn sie erhöhen die Durchlässigkeit dieser Hautschicht.“

Übergewichtige Kinder - was tun? 

Übergewicht im Kindesalter kann zu Adipositas im Jugend- und Erwachsenenalter führen und gesundheitliche Probleme in späteren Lebensjahren zur Folge haben. An der Gewichtszunahme sind nicht nur Fertignahrung, zu hoher Zucker- und Fettkonsum sowie zu wenig Bewegung Schuld, auch die Darmflora stellt – im wahrsten Sinn des Wortes – einen gewichtigen Faktor dar.

 
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