Margit Koudelka

Wenn der Babyspeck bleibt

Übergewicht im Kindesalter kann zu Adipositas im Jugend- und Erwachsenenalter führen und gesundheitliche Probleme in späteren Lebensjahren zur Folge haben. An der Gewichtszunahme sind nicht nur Fertignahrung, zu hoher Zucker- und Fettkonsum sowie zu wenig Bewegung Schuld, auch die Darmflora stellt – im wahrsten Sinn des Wortes – einen gewichtigen Faktor dar.

Kaiserschnittkinder

Je bunter die Artenvielfalt im Darm, desto besser ist das in vielerlei Hinsicht für die Gesundheit – auch in Bezug auf das Körpergewicht. Bereits die Art der Geburt ist für die Zusammensetzung der Darmflora entscheidend. Bei einer natürlichen – einer vaginalen – Geburt kommen Kinder mit der Scheidenflora der Mutter in Kontakt, und es siedeln sich die ersten Stämme von Laktobazillen und Bifidobakterien an. Kaiserschnittbabys werden hingegen zuerst von Keimen aus der unmittelbaren Umgebung – z. B. dem Krankenhaus – kolonisiert. Die gravierenden Folgen zeigte eine Studie mit 563 Säuglingen, 179 davon waren Kaiserschnittkinder. Wissenschaftler maßen Gewicht, Größe und Hautfaltenstärke der kleinen Probanden, als diese drei, sechs, neun und zwölf Monate alt waren. Das Resultat der Untersuchung: Kaiserschnittkinder nahmen bereits im ersten Lebensjahr mehr an Gewicht zu als Kinder, die auf natürlichem Weg das Licht der Welt erblickt hatten.

Antibiotika bei Babys

Hier kommen auch Antibiotika ins Spiel, die Mütter und Babys bei Kaiserschnittgeburten vor Infektionen schützen sollen. Sie verändern die Darmflora und können den Stoffwechsel durcheinanderbringen – und zwar sowohl bei Einnahme vor und während der Geburt als auch unmittelbar danach. Säuglinge, die im ersten Lebensjahr Antibiotika erhielten, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, später im Kindesalter übergewichtig zu werden (32,4 zu 18,2% im Alter von zwölf Jahren). Auch im Hinblick auf gefürchtete Resistenzen sollte der Arzt deshalb ganz genau abwägen, ob die Gabe von Antibiotika zwingend nötig ist.

Übergewichtige Kinder – Was tun?

Natürlich spielt bei (übergewichtigen) Kindern auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Übergewicht anhand des Body-Mass-Index. Die Grenzwerte für Kinder sind jedoch niedriger als jene für Erwachsene. Um den BMI im Normalbereich zu halten, ist eine ausgewogene Energiebilanz entscheidend: Wird insgesamt mehr Energie durch Nahrung aufgenommen, als durch Bewegung verbraucht wird, speichert der Körper die überschüssige Energie in Form von Fett.

Ernährungsgewohnheiten festigen sich bereits im Kleinkindalter, womit den Eltern eine Vorbildfunktion zukommt. Die Weichen für das Körpergewicht werden jedoch schon im Mutterleib gestellt. Über das Blut der Mutter kommt das Ungeborene in Kontakt mit Nahrung. Was und wie viel Mama zu sich nimmt, hat deshalb direkte Auswirkungen auf das Kind. Der Stoffwechsel formt sich, und der Körper lernt, mit der angebotenen Energie hauszuhalten. Stillen ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor, denn so nehmen Kinder wertvolle Bakterien und Stoffe, welche von diesen produziert werden, aus der Muttermilch auf. Jedoch können nicht alle Kinder auf natürlichem Weg geboren und gestillt werden, und bei manchen Erkrankungen führt kein Weg an Antibiotika vorbei. Dann sollte die Artenvielfalt im kindlichen Darm mit Probiotika sichergestellt werden.

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