Was belastet das Immunsystem?

Was belastet das Immunsystem?

Unser Immunsystem und der Darm als dessen Zentrum stehen täglich vor großen Herausforderungen: Hohe Belastung mit verschiedensten Viren und anderen krankmachenden Mikroorganismen fordern unsere Abwehrkräfte ebenso, wie trockene Luft und ständiger Temperaturwechsel. Unausgewogene Ernährung trägt darüber hinaus dazu bei, dass sich unsere Darmflora verändert und dem Immunsystem wichtige Nährstoffe fehlen (z. B. Vitamin D), die es für seine volle Leistung braucht. Doch warum ist man im Winter besonders anfällig für Infekte und wieso kommt es im warmen Sommer zu Erkältungen? Hierbei spielen mehreren Faktoren eine Rolle, die alle ineinandergreifen und gemeinsamen Einfluss auf das Immunsystem haben.

Stressfaktor Temperaturschwankung

Kälte im Freien und wohlig-warm beheizte Innenräume im Winter sowie heiße Tage und Klimaanlagen für einen kühlen Kopf im Sommer sind jedermann bekannt. Doch sich ständig wechselnde Temperaturen stressen den Körper, denn Aufgabe des Organismus ist es, die Körpertemperatur konstant zu halten. Und jegliche Art von Stress schwächt das Immunsystem. Apropos: Steht der Körper unter Stress, benötigt er für seine Aufgaben auch mehr Nährstoffe. Doch gerade wenn die Zeit knapp ist, wird häufig auf eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung zu wenig Wert gelegt.

Trockene Luft = trockene Schleimhaut

Auch trockene Raumluft, wie sie durch Heizen oder Klimaanlagen entsteht, schwächt das Immunsystem, genauer gesagt die wichtigen Schleimhäute, die als Barriere gegenüber unerwünschten Eindringlingen dienen. Sind die Schleimhäute nicht ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt, werden sie rissig und somit durchlässig für Krankheitserreger. Trockene Luft ist übrigens auch jenes Milieu, in dem sich Viren besonders wohlzufühlen scheinen, denn je geringer die Luftfeuchtigkeit ist, umso besser können sich diese Erreger vermehren.

Ausgeklügelte Abwehrkräfte für ein starkes Immunsystem

Das Immunsystem hat im Zuge der Evolution verschiedene Verteidigungsstrategien entwickelt, um uns vor krankmachenden Keimen und Viren zu schützen. Es ist eine Art „Familienbetrieb“, in dem jeder seine speziellen Aufgaben übernimmt. Ist nicht viel los, legen sich die Immunzellen auch ganz gerne auf die faule Haut. Rückt jedoch der mikrobielle Feind mit aggressiven Methoden an, weiß jeder im Betrieb, was zu tun ist, um den Organismus zu schützen: An einem Strang ziehen, heißt das gemeinsame Motto.

Abwehr auf mehreren Ebenen

Die Bakterien in der obersten Schicht unseres Körpers, also an der Haut oder an den Schleimhäuten, sind erste Barrieren, die ein Eindringling zunächst überwinden muss. Sind hier ausreichend gut gesinnte Bakterien aus vielen verschiedenen Stämmen vorhanden (so genannte Kommensale), ist es leicht, den Unruhestifter abzuservieren. Gelingt es dem Erreger jedoch, die erste Hürde zu überwinden, steht eine weitere Abwehrkette bereit. Für unser Immunsystem bedeutet das: Gelangen Krankheitserreger an die Schleimhaut, z. B. in Mund, Darm oder Magen, sorgen Enzyme für die Verteidigung des gesunden Systems und Flimmerhärchen und Epithelzellen für einen Abtransport des Feindes. Das systemische Zusammenspiel unzähliger Einzelkämpfer sorgt – wie in einem eingespielten Team – in unserem Körper für eine erfolgreiche Immunabwehr. Im menschlichen Immunsystem spielen Leukozyten, besser bekannt als die weißen Blutkörperchen, eine wesentliche Rolle bei der Erstabwehr von krankmachenden Keimen. Leukozyten haben eine große „Verwandtschaft“, so etwa haben die Lymphozyten die besondere Eigenschaft, den feindlichen Angreifer zu erkennen und sein Profilbild abzuspeichern. Das merken sich diese Zellen, auch bekannt als „Gedächtniszellen“, glücklicherweise ein Leben lang. Mit Hilfe der dendritischen Zellen wird „gemeldet“, wenn ein fremdes Eiweiße in den Körper eindringt (das kann z. B. ein Protein an der Oberfläche eines Virus sein). Daraufhin werden bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, welche die Vernichtung des Fremdkörpers einleiten.

Der Darm als Zentrum des Immunsystems Der Löwenanteil an Antigenen – also an unerwünschten Eindringlingen in Form von Schadstoffen, Toxinen und schädlichen Keimen – gelangt über die Nahrung und den Darm in unseren Körper. Der Darm weist zwar durch seine enorme Gesamtoberfläche unzählige Angriffspunkte für Pathogene auf – er bildet jedoch gleichzeitig auch unser größtes Abwehrsystem. Die so genannte Darmbarriere besteht aus einer vielfältigen Darmflora, der Darmschleimhaut und dem im Darm sitzenden Immunsystem. Die Darmflora hat die Aufgabe gesundheitsschädliche Keime zu verdrängen, außerdem können bestimmte Bakterien antimikrobielle Substanzen produzieren, die unerwünschte Eindringlinge schwächen.

Die Darmschleimhaut besteht aus besonders dicht aneinander stehenden Zellen und ist, wie der Name schon sagt, von einer Schleimschicht umgeben, welche das Eindringen von unerwünschten Stoffen und Keimen verhindern soll. Mit ihrer enormen Oberfläche von 300 – 400 m2 enthält die Darmschleimhaut übrigens 80 % der körpereigenen Immunzellen – das sind dreimal mehr Immunzellen, als Knochenmark, Lymphknoten und Milz zusammen enthalten – und ist somit der größte und wichtigste Teil unserer Abwehrkraft.

Glossar zum Darm-Immunsystem

Kommensale Bakterien gehen mit ihrem „Wirt“ – also uns Menschen – eine friedliche Koexistenz ein: Der Wirt (Mensch) stellt Lebensumfeld und Nahrung (Ballaststoffe) zur Verfügung und als Gegenleistung unterstützen die Bakterien Verdauung und Gesundheit.

Antigene sind Substanzen oder Strukturen, die vom Immunsystem als „fremd“ erkannt werden, worauf hin die körpereigenen Abwehrmechanismen aktiviert werden.

Leukozyten ist die Bezeichnung für die weißen Blutkörperchen, eine Familie verschiedener Blutzellen, die im Immunsystem unterschiedliche Aufgaben haben. Dazu gehören auch die Lymphozyten, die speziell Krankheitserreger abwehren. Sie werden auch als „Gedächtniszellen“ bezeichnet, weil sie sich merken, welche Erreger sie bereits bekämpft haben. Gegen diese können sie dann immer wieder aktiv werden.

Dendritische Zellen sind quasi die „Wächter“ im Immunsystem: Sie fangen Antigene ein und präsentieren sie den Immunzellen, damit diese bei Bedarf eine entsprechende Abwehrreaktion einleiten können.

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