Vollkornnahrung gut für die Darmflora

Vollkornprodukte sind heute geradezu das Symbol einer gesunden Ernährung. Bei ihnen behalten die Körner von Getreide, Reis und Co ihre äußere Haut und damit die Schicht, in der Vitamin B, Eisen, aber auch Ballaststoffe stecken.

Vollkornprodukte Vollkornprodukte werden zudem langsamer verdaut, regen wegen ihrer Ballaststoffe die Darmtätigkeit an und setzen ihre Inhaltsstoffe und vor allem den Zucker weniger schnell frei. Dadurch schnellt die Insulin-Ausschüttung weniger stark in die Höhe als nach dem Verzehr des schneller verdauten Weißmehls. So weit, so bekannt. Weniger gut belegt ist allerdings, warum Vollkornprodukte auch gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere mit chronischen Entzündungen einhergehende Krankheiten schützen können. Auch, ob Vollkorn eher schlank macht als Weißmehl – wie von manchen propagiert – ließ sich bisher nicht eindeutig belegen. Forscher des Human Nutrition Research Center on Aging an der Tufts University in Boston haben diese Effekte nun erstmals in einer kontrollierten Beobachtungsstudie genauer untersucht.

Für ihre Studie erhielten 81 Männer und Frauen zwischen 40 und 65 Jahren acht Wochen lang alle Mahlzeiten aus der Versuchsküche des Forschungszentrums geliefert. Zusätzliches Naschen war verboten. Auf diese Weise stellten die Forscher sicher, dass alle eine in Bezug auf Kalorien, Nährstoffe und andere Inhaltsstoffe kontrollierte Kost aßen. Die ersten beiden Wochen bekamen alle Teilnehmer zunächst das gleiche Essen, dann begann die eigentliche Testphase: Sechs Wochen lang bekam die Hälfte der Probanden alle Getreide- und Körneranteile im Essen als Vollkorn, die andere Hälfte dagegen die geschälte, verarbeitete Variante. Während und nach dieser Phase nahmen die Forscher regelmäßig Stuhlproben, die sie auf Masse, Bakterien, Botenstoffe und kurzkettige Fettsäuren hin analysierten. Zusätzlich wurden die Stoffwechselrate und der Blutzucker gemessen, außerdem das Körpergewicht.

Höhere Verbrennung und gesundheitsfördernde Darmflora

Der Vergleich ergab tatsächlich Unterschiede zwischen der Vollkorn- und Weißmehl-Gruppe: Die Teilnehmer, die vollkornhaltige Kost aßen, verbrannten im Durchschnitt 100 Kilokalorien mehr pro Tag, wie die Forscher berichten. Ursache dafür war ein höherer Grundumsatz und eine bessere Darmtätigkeit. „Die zusätzlich verbrannten Kalorien entsprechen dem Effekt eines zügigen halbstündigen Walkings oder dem Verzicht auf einen leckeren Keks pro Tag“, sagt Susan Roberts, Leiterin einer der beiden Teilstudien. Wie sie betont, lag der Unterschied nicht daran, dass die Vollkorn-Gruppe mehr Ballaststoffe und damit mehr schwerverdauliche Kost aufgenommen hatte. Der Anteil der Ballaststoffe sei zuvor herausgerechnet worden. „Unsere Studie bestätigt damit frühere Hinweise darauf, dass erhöhter Vollkorn- und Ballaststoffkonsum mit geringerem Körpergewicht und besserer Gesundheit verknüpft ist“, sagt Roberts Kollege Phil Karl.

Wer demnach konsequent vollkornig isst, der tut nicht nur seiner Gesundheit etwas Gutes, sondern unter Umständen auch seiner Figur.

Eine weitere Wirkung der vollkornreichen Kost stellten Simin Meydanbi in der zweiten Teilstudie fest: Wie die Kotproben zeigten, hemmt die Vollkorn-Ernährung das Wachstum von entzündungsfördernden Bakterien im Darm und erhöht den Anteil von Bakterien der Gattung Lachnospira. Diese Gruppe der Darmflora produziert kurzkettige Fettsäuren. Aus früheren Studien ist bekannt, dass diese Fettsäuren dazu beitragen, gegen Asthma zu schützen und sogar die Reifung bestimmter Zellen im Gehirn beeinflussen können. Wie die Forscher berichten, veränderte sich durch die Vollkorn-Kost zudem die Aktivität von Immunzellen bei den Teilnehmern: Ihr Blut enthielt mehr T-Gedächtniszellen und reagierte aktiver auf Kontakt mit bakteriellen Proteinen. Wie die Wissenschaftler erklären, stützen diese Beobachtungen die Annahme, dass eine vollkornreiche Kost sich positiv auf das Immunsystem auswirkt und die Entzündungsneigung dämpft. Allerdings sei dieser Effekt bei den gesunden Probanden nicht sehr groß gewesen, betonen sie. Die Forscher vermuten aber, dass die Unterschiede bei Menschen mit weniger guter Gesundheit wahrscheinlich deutlicher ausfallen.

Literatur:

QUELLE: http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/gesundheit/-/journal_content/56/12054/16059151

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