Touristen nehmen aus fernen Ländern multiresistente Darmbakterien mit nach Hause
Eine prospektive Stichprobenstudie in Echtzeit
Antibiotikaresistenzen sind in Ländern weit verbreitet, wo keine ausreichende Kontrolle der Verwendung dieser Medikamente existiert. Internationale Reisen tragen wesentlich zu deren weltweiten Verbreitung bei.
Hunderte Millionen Besucher von exotischen Ländern sind dadurch alljährlich multiresistenten gramnegativen Darmbakterien ausgesetzt, was dazu führt, dass zwischen 30 und 70% von ihnen bei ihrer Rückkehr mit diesen Keimen besiedelt sind.
Der Kolonisationsprozess in exponierten Gebieten ist nur schlecht dokumentiert, da die nötigen Daten zur Zusammensetzung des Mikrobioms bislang meist nur einmal vor und einmal nach der Reise erhoben wurden.
Die vorliegende Studie analysiert erstmals die exakte Dynamik der Kolonisierung von Touristen mit multiresistenten Keimen, indem über einen längeren Zeitraum hindurch (22 Tage) auf freiwilliger Basis Stuhlproben genommen wurden.
Highlights der Studie:
- Neben der Aufdeckung der Belastung durch Antibiotikaresistenzen im Ausland weist die überraschend hohe Anzahl an erworbenen multiresistenten Stämmen auf ein weit größeres Risiko für Reisende hin als bisher angenommen.
- Extended Spectrum β-Lactamasen (ESBL) sind Enzyme, die von gramnegativen Darmbakterien wie Escherichia coli und Klebsiella produziert werden und wichtige Antibiotika wie Penicillin, Cephalosporin und Monobactam deaktivieren.
- Die Gene für ESBL befinden sich in Plasmiden (Zellorganellen), die zwischen den Bakterien einer Spezies ausgetauscht werden können.
- Alle 20 Teilnehmer der Studie wiesen zu irgendeinem Zeitpunkt Keime mit ESBL-Genen auf.
- Bei der Heimkehr nach Europa waren immer noch 70% der Urlauber ESBL-positiv.
Fazit
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, Reisedurchfallerkrankungen durch die Einnahme von spezifischen Probiotika vorzubeugen und generell den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, um Resistenzbildungen und deren Übertragung auf andere Personen zu minimieren.