In Kooperation mit CaraCare
Der Guide bei Reizdarm
Lange Zeit ist das Reizdarmsyndrom (kurz: RDS) auf viel Unverständnis und Fragen gestoßen, die nicht nur von Seiten der Fachkräfte, sondern auch von Seiten der PatientInnen aufkamen. Durch kontinuierliche Forschung wird der Wissensstand über diese Erkrankung aber immer größer und auch das Verständnis wird gestärkt.
Das erste “Problem” mit RDS ist, dass es eine sogenannte funktionelle Magen-Darm-Erkrankung ist. Es kommt zu Beschwerden, obwohl von ärztlicher Seite keine körperliche Ursache festgestellt werden kann. Ein RDS ist somit das Resultat einer sogenannten “Ausschlussdiagnose“. Organische Ursachen, wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder krankhafte Veränderungen des Darms müssen vor Diagnosestellung ausgeschlossen werden. Dafür werden Blut- und Stuhluntersuchungen und endoskopische Verfahren (wie Darmspiegelungen) durchgeführt. Sogar wenn bereits alle Ergebnisse vorliegen und es keinen Hinweis auf eine körperliche Erkrankung gibt, müssen noch 2 weitere Kriterien erfüllt sein, bevor eine RDS-Diagnose gestellt werden kann:
- Es müssen länger als 3 Monate anhaltende Beschwerden vorliegen, die auf den Darm bezogen sind und von Stuhlveränderungen begleitet werden.
- Die betroffene Person fühlt sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt und braucht aufgrund der Beschwerden Hilfe.
Kann man plötzlich einen Reizdarm bekommen?
Ein RDS kann in jedem Lebensalter auftreten. Frauen scheinen deutlich häufiger als Männer betroffen zu sein. Laut einer Krankenkassen-Studie leiden etwa 1,34% der Bevölkerung in Deutschland unter der Diagnose “Reizdarmsyndrom”. Weltweit sind es schätzungsweise sogar 2,5% bis 25% der Bevölkerung. Somit scheint RDS, ähnlich wie Bluthochdruck oder Diabetes, eine regelrechte Volkskrankheit zu sein. Dennoch wird viel häufiger über Diabetes gesprochen als über Reizdarm, da es noch viele Vorurteile und Tabus in Bezug auf diese Erkrankung gibt. Doch durch offene Gespräche und einen freien Austausch über Wohlbefinden, Verdauung und Schmerzen können auch diese Hürden abgebaut werden.
Wie entsteht ein Reizdarm-Syndrom?
Es gibt heute verschiedene Ansätze, um die Entstehung eines RDS zu erklären. In erster Linie scheint die Wechselwirkung von Körper und Psyche eine Rolle zu spielen. Auch wird vermutet, dass Mikroentzündungen der Darmschleimhaut, Veränderungen der Darmflora, Störungen der Beweglichkeit und Aktivität des Darms oder eine überstandene Magen-Darm-Infektion zu einem Reizdarm führen können. Auch eine Überempfindlichkeit der Nervenfasern im Darm wird als mögliche Ursache für das Auftreten eines RDS diskutiert.
Symptome bei RDS
Genauso vielfältig wie mögliche Entstehungswege des RDS sind auch die Symptome, die mit der Erkrankung einhergehen. Wiederkehrende Bauchschmerzen sind das vorherrschende Symptom; daneben kann es aber auch zu häufigem Stuhldrang, Durchfall, einem Blähbauch und Blähungen sowie Verstopfungen kommen. Wie häufig diese Symptome auftreten, ist ebenfalls sehr unterschiedlich – einige Betroffene leiden nur phasenweise an den Beschwerden (z.B. besonders während Prüfungsphasen oder belastenden Episoden im Leben), andere wiederum jeden Tag.
Die geschilderten Symptome sind in der Regel aber sehr präsent und beeinträchtigen dadurch den Alltag von Betroffenen enorm. Durch die mentale Fokussierung auf den Bauchbereich und den Stuhlgang dreht sich bald alles im Alltag nur mehr um diese Aspekte, sodass so einfache Dinge wie ein Restaurantbesuch oder ein Ausflug ins Grüne schnell zu einer unmöglichen Tätigkeit werden. Weitere Symptome, die infolge eines Reizdarms auftreten können, sind eine allgemeine Müdigkeit und Erschöpfung, innere Unruhe, Nervosität, depressive Verstimmungen und Angststörungen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Betroffene geraten oft in einen Teufelskreis aus körperlichen und psychischen Beschwerden, der die Reizdarmsymptomatik noch weiter verstärkt.
Vorsicht! Akut auftretende Beschwerden wie starke Schmerzen, Blutungen oder andere untypische Symptome müssen unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Weitere Alarmzeichen sind plötzliches Fieber, Gewichtsverlust und/oder Nachtschweiß.
Was kann also gegen einen Reizdarm getan werden, und was hilft auch zuverlässig?
In den medizinischen Leitlinien werden Medikamente zur Behandlung genannt, jedoch helfen diese nur bei der Symptomlinderung, aber nicht bei der Ursachenbekämpfung. Bei der Behandlung eines Reizdarmes ist es schon von der Komplexität der Erkrankung her wichtig, auf eine ganzheitliche Therapie zurückzugreifen und verschiedene Aspekte der Erkrankung nachhaltig zu therapieren: die Art der Ernährung, bestehende Verhaltensmuster und die Reaktionen der Psyche.
Schauen wir uns zunächst einmal die Möglichkeiten einer Umstellung der Ernährung während einer Reizdarmbehandlung an. Wenn Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgeschlossen werden können, kann oft schon eine Low-FODMAP-Diät, d.h. eine Reduktion von kurzkettigen Kohlenhydraten (Oligosaccharide) über einen bestimmten Zeitraum, zu einer spürbaren Linderung der Symptome führen.
Die zusätzliche Einnahme von Probiotika wird ebenfalls in den aktuellen medizinischen Leitlinien empfohlen, da bestimmte Bakterienstämme nachweislich wirksam sein können. Dazu zählen insbesondere probiotische Spezies der Gattung Lactobacillus und Bifidobacterium. Diese Probiotika können in Form von löslichen Pulvern eingenommen werden. Der Einsatz von Probiotika sollte aber in jedem Falle ärztlich abgesprochen werden, da je nach Beschwerdebild andere Kombinationen von Bakterienstämmen in Frage kommen.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Reizdarmbehandlung sind die Änderung von Verhaltensmustern mitsamt dem daran geknüpften psychische Wohlbefinden. Da länger andauernde Reizdarmbeschwerden zu Stress führen und Stress wiederum diese Beschwerden weiter verschlimmert, kann die kognitive Verhaltenstherapie im Rahmen einer individuell angepassten Psychotherapie Abhilfe schaffen. Diese hat sich als wirksam in der Behandlung von Reizdarmbeschwerden erwiesen, genauso wie Gespräche mit anderen Betroffenen. Weitere hilfreiche Tools sind das Symptomtagebuch, das die Selbstwahrnehmung fördern und Zusammenhänge aufdecken kann, sowie eine fachlich geführte, Darm-orientierte Hypnotherapie.
Arbeit, Familie und tägliche Verpflichtungen fordern viel Zeit ein. Es ist nicht immer einfach, die hier vorgeschlagenen Veränderungen in den Alltag zu integrieren. Das Verhalten anzupassen, Hypnose-Übungen durchzuführen oder eine Low-FODMAP-Diät einzuhalten, kann ohne Unterstützung von außen eine echte Herausforderung darstellen. Das Team von Cara Care hat genau für diesen Zweck ein neuartiges, auf einer digitalen App basierendes Medizinprodukt entwickelt. Es umfasst ein ganzheitliches Reizdarm-Therapie-Programm, welches sich am neuesten wissenschaftlichen Stand orientiert und AnwenderInnen im Kampf gegen ihre Erkrankung kontinuierlich begleitet.
Anhand verschiedener Module (Basiswissen, kognitive Verhaltenstherapie, Ernährungstherapie und Hypnotherapie) unterstützt die Anwendung ganzheitlich 12 Wochen lang. Auf der Webseite cara.care gibt es weitere Informationen zum Programm sowie eine ausführliche Anleitung, wie man diese Therapie von einem Arzt/einer Ärztin verschrieben bekommt.
Wir wünschen allen Betroffenen eine gute Besserung und hoffen, dass dieser Blogbeitrag etwas mehr Hoffnung auf eine spürbare Linderung ihrer Beschwerden bringen kann.
Verfasst von Cara Care.
Quellen:
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