Reisebericht: Botswana

Mein erster Urlaub in Afrika ist gleichzeitig der unvergesslichste. Es ging nach Botswana, in jenes Land, dessen Okavango-Delta im Osten eine der regenreichsten und fruchtbarsten Regionen ist und das im Westen so trocken und einsam ist, wie man sich dies nur vorstellen kann – dort erstreckt sich die Kalahari, eine der erstaunlichsten Wüsten unseres Planeten, mit Löwen, die größer sind als alle anderen Artgenossen, und mit den berühmten nur 1,30 m großen Buschmännern, die heute noch ihr Steinzeitleben führen.

Von Johannesburg geht es mit dem Flugzeug nach Maun, zur Drehscheibe für einen Urlaub südlich des Äquators, und dort sehe ich schon, was mich in den nächsten zwei Wochen erwarten wird. Eine unglaubliche Anzahl von mehreren Hundert Klein- und Kleinstflugzeugen ist hier, die meisten für vier bis sechs Personen, ein paar „große“ für 20 Passagiere sind auch da und die Abfertigung ist nicht viel anders als bei uns am Bahnhof. Meine Freude steigt noch als mich eine junge Frau um die 30 in Khakishorts und –hemd anspricht und meint, dass sie meine Pilotin ist. Heute sei wenig los, ich sei ihr einziger Passagier und könne gleich bei ihr vorne im Cockpit Platz nehmen. Kurz noch das Wichtigste erklärt, ein paar Funksprüche mit dem Tower – und es geht hinauf in die Luft. Schon nach Minuten sehe ich nichts mehr von der Zivilisation. Nur eine Straße tief unter uns, die sich durch das Buschland zieht, und immer mehr Grün, immer höhere Bäume und schließlich – wie ein Gewirr von Nerven und Adern – die Wasserwege und Tümpel: Wir sind über dem Okavango-Delta angekommen – und das während der Trockenperiode! Trotzdem glänzt das Land in saftigem Grün, denn trocken wird es hier tatsächlich nie. Wir landen auf einem Grasstreifen, meine Pilotin winkt mir noch zu und lädt mit einem Handgriff mein Gepäck aus – magere 15 kg in einer Tasche sind das Maximum, das in diesen Fliegern Platz hat, die Auswahl an Kleidungsstücken ist somit beschränkt, aber viel braucht es hier ja auch nicht.

Am Rand der Graspiste winkt ein junger Mann aus seinem Jeep, es ist Joe, mein Guide für die nächsten Tage, der seine Aufgabe so umschreibt: „Hier ist das Paradies, und ich möchte, dass du Afrika und seine Natur lieben lernst.“ Gleich die erste Pirschfahrt lässt mich staunen. Es ist unglaublich: Giraffen wandern an uns vorüber, Zebras grasen ruhig weiter, wenn wir an ihnen vorbeifahren, die Löwen gähnen uns an, als ob wir überhaupt nicht da wären, Schakale streiten sich um den Rest eines toten Büffels, der am Wegesrand liegt und insgesamt macht alles den Eindruck, als seien wir tatsächlich im Garten Eden – ruhig und von unendlicher Fülle an Tieren und Früchten geprägt. Ich kann nur schauen und staunen – nie hätte ich gedacht, dass es möglich ist, so nahe an die wilden Tiere heranzufahren, nie hätte ich es für realistisch gehalten, welche Vielfalt an Vögeln sich im Busch aufhält und welche Farbenpracht sie zur Schau stellen.

Als wir dann endlich in unserer Lodge ankommen und ich meine wenigen Habseligkeiten im Zelt verteilt habe, trete ich auf die Terrasse hinaus – und fahre erschrocken zurück, denn von der Seite schiebt sich ein langer grauer Rüssel ums Eck, dem dann auch bald ein verschmitzt dreinschauendes Auge im Gesicht eines Elefanten folgt. Denn auf meiner Terrasse steht ein kleiner Korb mit Obst und darauf hat es der Besucher anscheinend abgesehen. Ich bleibe erst mal hinter der Tür und betrachte den doch ziemlich beeindruckenden grauen Riesen aus der Entfernung. Rauf auf die Terrasse kann er nicht, aber im Angeln mit dem Rüssel hat er sichtlich Erfahrung.

Im Nordwesten beeindruckt das


Okavango-Delta mit seinen Teichen.


Nilpferde und Löwen in freier Wildbahn


sind unvergessliche Erlebnisse


in Botswana. Die weitläufige Halbwüste Kalahari liegt im Süden des Landes.

Und nun wird er irgendwie nach vorne geschoben und hinter ihm taucht ein noch bedeutend größerer Elefant auf – Teamarbeit also – und sie ist auch von Erfolg gekrönt, jetzt klappt es mit den Pflaumen, die sich der graue Riese da klaut. Am Abend werde ich beim Essen rund ums Buschfeuer hören, dass ich ganz recht daran getan habe, den Elefanten nicht in die Quere zu kommen. „Sie sind hier wild, das ist kein Zoo, auch wenn sie noch so nahe kommen“, erklärt mir Joe.

Am frühen Morgen geht es schon wieder hinaus in das Okavango-Delta, und heute sehe ich auch endlich das Wasser, dessentwegen ich hierhergekommen bin. Wunderschöne Tümpel und Teiche mit weißen und pinkfarbenen Seerosen. Unberührte Natur, so scheint es, doch als wir für den Morgenkaffee aus dem Jeep steigen, warnt mich Joe, nur ja nicht zu nahe ans Wasser zu gehen. Zuerst denke ich an Krokodile, was auch richtig ist, doch die wirklichen Herrscher über diese Gewässer sind ganz andere – die Hippos! Jeder Teich ist bewohnt von mindestens einem von ihnen – und mit denen ist nicht zu spaßen. So gemütlich und rund die Nilpferde aussehen, sie nehmen es mit jedem 100-Meter-Läufer aufreizen sollte man sie also nicht.

Der Tag neigt sich langsam dem Abend entgegen und wir machen uns auf den Heimweg zur Lodge, als ich plötzlich am Rande eines kleinen Waldes etwas Sonderbares auf einem Baum sehe. Ich rufe – Joe sieht es jetzt auch und hält mit dem Jeep direkt darauf zu. Es ist eine halbe Gazelle in etwa zehn Metern Höhe. Vielleicht hätten wir Glück, meint mein Guide, und der Leopard komme zurück zum Fressen, denn nur der schleppe so ein Tier so hoch hinauf ins Geäst. Er stellt das Auto etwa fünf Meter vom Baum entfernt ab. Und in diesem Augenblick teilt sich das hohe Gras – und ganz unbekümmert, geradezu lässig, tritt ein Leopard heraus. Er zieht die Lefzen hoch, schaut in unsere Richtung, nimmt Witterung auf, und kommt direkt in Richtung Jeep. Ich merke, dass ich die Luft angehalten habe, und kann die Augen nicht von diesem wunderschönen eleganten Tier abwenden. „Das ist sie!“ flüstert Joe. Ich kann nicht fragen, wen er mit „sie“ meint, denn jetzt ist sie bereits am Wagen, jeder Muskel ihres geschmeidigen Körpers bewegt sich sichtbar, als sie das Auto umrundet und direkt neben mir stehen bleibt. Sie sieht mich an – sie sieht mir direkt in die Augen. Ihre sind gelb und gesprenkelt, und mein Mund wird trocken, als ich feststelle, dass sie keinen Meter von mir entfernt ist – der Jeep hat keine Türen, ist komplett offen. Mit einem Sprung könnte sie mich ihre langen Reißzähne spüren lassen, die sie immer wieder einmal sehen lässt. Und immer noch blickt sie mir in die Augen – unverwandt.

Plötzlich lässt sie sich fallen und beginnt sich zu lecken – immer noch weniger als einen Meter von mir entfernt – wie mein großer Kater. Langsam beginnt die Starre von mir abzufallen, und ich ziehe den Fotoapparat hervor – klick und nochmals klick, wieder sieht sie mich an, unergründliche Augen. Ich beginne zu filmen und danke Gott, dass ich eine zweite Batterie mitgenommen und vor kurzem getauscht habe. Die Leopardin leckt ihre Pranken, den Bauch ganz entspannt, und mittlerweile lächle ich sie an, bin selbst auch entspannt und habe vergessen, dass dies hier ein gefährliches Raubtier ist. Plötzlich hält sie inne – ich höre es auch, ein anderer Jeep – ganz in der Nähe. Sie erhebt sich, wirft mir einen langen Blick zu und ist dann mit wenigen Sätzen oben auf dem Baum bei ihrem Abendessen.

Ganz benommen von dieser Erfahrung, kehre ich zurück. Joe verspricht mir, dass wir es am nächsten Morgen nochmals versuchen würden. Er kennt die Leopardin. Sechs Monate lang ist sie nicht in der Gegend gewesen, heute ist sie anscheinend zurückgekehrt. „Vielleicht nur deinetwegen“, lächelt er, „wer weiß, vielleicht bist du auch eine Leopardenfrau.“ Ich fiebere dem Morgen entgegen.. Noch vor der Morgendämmerung bin ich auf den Beinen. Joe ist bereits da, und der Jeep wird gestartet. Keiner von uns spricht. Die Sonne geht auf – mit einer unglaublichen Farbenpracht, wie ich sie bisher noch nie in meinem Leben gesehen habe, die Tautropfen glitzern im Gras, und nach kurzer Fahrt taucht das Wäldchen von gestern auf. Mein Herz pocht. Auf dem Baum hängt nur noch ein kahles Gerippe und Enttäuschung kriecht in mir hoch. Sie ist weg. Joe hält den Jeep an – diesmal auf der anderen Seite des Baumes, und ich schaue mich um. „Da!“, ein halblauter Ruf von Joe, und ich sehe sie. Mit einem Sprung kommt sie aus dem Dickicht links von mir und geht dann ganz ruhig wieder auf unseren Jeep zu. Bleibt vor mir stehen und blickt mir in die Augen. Ich lächle ihr entgegen, glücklich und weit weg von der Realität, denn ich habe mich verliebt, verliebt in eine Leopardin und in Afrika.


Botswana

Botswana Fluss

Die Republik Botswana ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Der Name leitet sich von der Bezeichnung des Volkes der Tswana ab. Botswana grenzt im Südosten und Süden an Südafrika, im Westen und Norden an Namibia und im Nordosten an Sambia und Simbabwe. Große Teile des Landes bedeckt die Halbwüste Kalahari im Süden. Im Nordwesten erstreckt sich das große Okavango-Delta des gleichnamigen Flusses. Südwestlich der Hauptstadt Gaborone liegt die höchste Erhebung, der Monalanong Hill mit 1.494 Metern.

Fläche: 582.000 km2
Einwohner: 2 Millionen
Zeitdifferenz zu MEZ: plus 1 Stunde (keine Sommerzeit)
Flugzeit: von Wien via Johannesburg nach Maun ca. 17 Stunden

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