Mag. Julia Wild
Probiotika unterstützen Baby’s Immunsystem
Muttermilch ist keinesfalls, wie früher angenommen, ein steriles Produkt. Ganz im Gegenteil, sie steckt voller gesundheitsfördernder Mikroorganismen. In Untersuchungen konnten verschiedene Bakterienstämme im „Saft des Lebens“ nachgewiesen werden. Die winzigen Lebewesen spielen Nachforschungen zufolge eine wesentliche Rolle: Sie besiedeln nicht nur den Verdauungstrakt des Babys, sondern tragen auch zur Reifung seines Immunsystems bei.In den letzten Schwangerschaftstagen und während der Stillzeit gelangt ein Teil der Bakterien aus dem Darm der Mutter über die Monozytendes Verdauungstrakts (über eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, also des Immunabwehr-Heeres des Menschen) in die Milchdrüsen.Das Kind nimmt somit nicht nur die Abwehrstoffe der Mutter über die Muttermilch auf,sondern auch ihre Darmbakterien. Der Schluss liegt nahe, dass eine gezielte Anreicherung der mütterlichen Darmflora mit Bifidobakterien und Laktokokken nicht nur eine positive Wirkung auf die schwangere bzw. stillende Frau selbst, sondern auch auf ihr Baby haben könnte.
Schutz vor Milchdrüsenentzündung
Leider hat aber nicht jede Mutter eine optimale Darmbesiedlung. Liegt eine Dysbiose vor, ein Überschuss an schädlichen Bakterien im Darm der Mutter, dann kann eine Milchdrüsenentzündung(Mastitis) entstehen. Aufgrund dieser Erkrankung müssen viele Frauen das Stillen einstellen,unter anderem, weil die entzündungsauslösenden Bakterien auch auf das Kind übertragen werden. Die oft schmerzhaft verlaufende Erkrankung wird mit Antibiotika, Lokaltherapeutika bzw. Prolaktinhemmern behandelt. Die Gabe von Probiotika während der Stillperiode könnte einerseits durch einen Ausgleich der Darmflora eine Mastitis abwenden und andererseits auch die Weitergabe der schädlichen Erreger an das Baby über die Milchdrüsen verhindern oder zumindest beschränken.
Probiotika zum Schutz von Mutter und Kind
Rezeptfrei erhältliche Multi-Spezies-Probiotika sind eine sinnvolle Möglichkeit, um sowohl die Schwangere und spätere Mutter als auch ihr Baby in der Stillzeit vor entzündlichen Prozessen und der Übertragung unerwünschter Keime zu bewahren. Die Produkte enthalten Bifidobakterien und Laktokokken. Diese ähneln der nützlichen bakteriellen Besiedlung der Muttermilch und begünstigen die immunologische Balance zwischen sogenannten Th1- und Th2-Zellen.Th1-Zellen regeln Entzündungsprozesse im Körper und sind unter anderem für die Abwehr von Erregern zuständig. Th2-Zellen helfen beider Bildung von B-Lymphozyten, die wiederum wichtig für die Produktion von Antikörpern sind.
Muttermilch schützt von Anfang an
Ist die Darmflora der Mutter und somit auch die Muttermilch mit gesundheitsfördernden Bakterien„belebt“, hat sie eine schützende Wirkung auf das gestillte Kind – das ist wissenschaftlich gesichert: Das Risiko für späteres Übergewicht sinkt, die Reifung des kindlichen Immunsystems wird gefördert und die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten, insbesondere Infektionen und Allergien, reduziert. Auch auf die Gehirnentwicklung des Babys wirkt sich Stillen – ob mit oder ohne Anreicherung – positiv aus. Nicht zuletzt trägt es zum Bindungsaufbau zwischen Mutter und Baby, zum sogenannten „Bonding“,bei, denn beim Stillvorgang schütten Mutter und Kind Oxytocin aus – jenes Hormon, das Vertrauen und Geborgenheit schafft.