Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS): was hat der Darm damit zu tun?

Mag. pharm. Alexandra Raus

Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS): Was hat der Darm damit zu tun?

Unregelmäßige Monatsblutungen, mehrere Zysten an den Eierstöcken, unerfüllter Kinderwunsch und Übergewicht – das sind nur Ausschnitte der Symptome des polyzystischen Ovar-Syndroms. Das Syndrom bleibt lange unerkannt und meist bekommen Frauen diese Hiobsbotschaft vom Frauenarzt verkündet, wenn ihre Regelblutung unregelmäßig kommt oder der Kinderwunsch schon länger unerfüllt ist. Frauen mit der Diagnose PCO-Syndrom, wissen, dass ihr Weg zum eigenen Kind nicht einfach wird. Nach so einer Nachricht fragt man sich, was man eigentlich tun kann. Aber das Syndrom ist nicht heilbar, die Symptome lassen sich nur durch Medikamente und einer Änderung des Lebensstils lindern. Je nach Beschwerden und Kinderwunsch wird die Therapie angepasst.

Was ist das PCOS?

Das polyzystische Ovar Syndrom ist eine hormonell bedingte Erkrankung bei Frauen. Sie tritt europaweit bei zirka 4-12% aller Frauen auf und kennzeichnet sich durch eine Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone, genauer den Androgenen. Diese Erhöhung bewirkt, eine stärkere Behaarung, Akne, Haarausfall und auch Übergewicht. Bei einer gesunden Frau wandern die Eizellen aus dem Follikel in den Eileiter, dies wird auch als Eisprung bezeichnet. Der Eisprung bleibt beim polyzystische Ovar Syndrom aus und dadurch verbleiben die Eizellen im Follikel, der sich dadurch zystenartig vergrößert von diesem Syndrom wird gesprochen, wenn bei der Ultraschalluntersuchung mindestens 10 Eibläschen, meist zwischen einer Größe von 12 und 8 mm nachgewiesen werden. Dieses Syndrom geht mit einer Reihe charakteristischer hormoneller und stoffwechselbezogener Veränderungen einher. Das PCO-Syndrom stellt ebenso einen Risikofaktor für die Entwicklung von Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ 2 sowie Bluthochdruck und Arteriosklerose dar. Die Entstehung des PCOS ist nicht so einfach zu erklären, da die Ursache noch nicht eindeutig ist und das PCOS daher auch als multifaktorielle Erkrankung bezeichnet wird.

Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS): was hat der Darm damit zu tun?

Da diese Prozesse im Körper der Frau hormonell gesteuert werden, spielen auch die Hormone beim polyzystischen Ovar Syndrom eine wesentliche Rolle. Allen voran sind die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene), die männlichen Geschlechtshormone (Androgene), das luteinisierende Hormon (LH) sowie das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) daran beteiligt. Wie es zu dieser Störung im Hormonhaushalt kommt, ist bis dato noch nicht eindeutig geklärt. Weiters nimmt man an, dass auch die genetische Veranlagung sowie Umwelteinflüsse einen starken Einfluss auf die Entstehung haben. So hat man in mehreren Studien sehen können, dass das polyzystische Ovar Syndrom auch von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde sowie persönlicher Lebensstil (Bewegungsmangel, Übergewicht,..) mit Auslöser sein können.

Welche Symptome treten beim PCO-Syndrom auf?

Da das gesamte Krankheitsbild des PCOS multifaktoriell ist, zeichnen sich auch die Beschwerden unterschiedlich aus. Häufig klagen betroffene über Zyklusstörungen, geprägt von teilweise sehr starken Menstruationsbeschwerden. Auf Grund der hohen Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen, kann es zu einer männlichen Behaarung kommen, auch Hirsutismus genannt, sowie einer tiefen männlichen Stimme und Haarausfall. Schlafstörungen, eingeschränkte Fruchtbarkeit bis hin zur Unfruchtbarkeit sind ebenfalls möglich. Die meisten der Betroffenen leiden unter Übergewicht bis hin zur Fettleibigkeit. Oftmals geht dies auch mit einer Insulinresistenz einher, die als Spätfolge zu Diabetes Mellitus führen kann.

Wie wird ein polyzystische Ovar Syndrom festgestellt?

Es gibt bestimmte Kriterien (Rotterdam-Kriterien), die dabei vorliegen müssen. Zwei davon müssen für die Diagnose erfüllt sein.

  • Zyklusstörungen: Regelmäßigkeit der Monatsblutung sowie vorkommen eines Eisprungs werden überprüft
  • Klinische Untersuchung: Blutuntersuchung und Hinweise auf erhöhten Androgen Spiegel sowie Anzeichen von metabolischen Syndrom (Körpergewicht, Fettstoffwechsel, Zuckerstoffwechsel,…)
  • Scheidenultraschall zur Untersuchung ob Zysten vorliegen

Wie sieht die Behandlung von PCOS aus?

Die Therapieoptionen richten sich hierbei wieder ganz stark an die zugrunde liegenden Beschwerden. Ziel ist es, die Beschwerden, so gut es geht zu lindern und mögliche Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes vorzubeugen. Weiters wird unterschieden, ob ein Kinderwunsch vorliegt oder nicht. Allgemein ist es wichtig, den Lebensstil zu ändern, da Ernährungsumstellung und Bewegung maßgeblich zur Gewichtsreduktion beitragen.

Darmmikrobiom und PCOS

Aus den neuesten Forschungsergebnissen weiß man, dass auch das Darmmikrobiom eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Östrogenspiegels im Körper spielt. Hierzu gibt es auch zu PCOS bereits mehrere österreichische (Pilot-)Studien, die den Zusammenhang mit der Beschaffenheit des Mikrobioms von PCOS-Patientinnen im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen untersuchten. In den Ergebnissen konnte ganz klar eine deutliche Veränderung sowie eine reduzierte Zusammensetzung als auch eine reduzierte Vielfalt in der Bakterienzusammensetzung bei PCOS-Betroffenen festgestellt werden. Eine verringerte Diversität im Darm kann in weiterer Folge zu einer Dysbiose sowie einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere führen. Dies kann zum Beispiel auch negative Auswirkungen auf die Insulinsensitivität haben, da mehr Insulin benötigt wird. Diabetes ist eine der Folgen daraus. Weiters kann es auch zu einem hormonellen Ungleichgewicht kommen, da vermehrt Androgene für den Körper bereitgestellt werden. Multispezies-Probiotika sind in der Lage dieses hormonelle als auch bakterielle Ungleichgewicht sowie den daraus resultierenden Entzündungen entgegenwirken. Der faszinierende Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Hormonregulation zeigt somit auf wie wichtig und wertvoll die probiotische Unterstützung des Darms ist. Die Regulierung der gestörten Darmflora bei PCOS-Patienten mittels Multispezies-Probiotika könnte in Zukunft noch weitere Türen für eine erfolgreiche Therapie öffnen.

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