Katrin Griebler
Morbus Crohn – mehr als nur Durchfall
Länger andauernde Durchfälle (Diarrhoe), Bauchkrämpfe, Übelkeit, Appetitmangel und damit einhergehender Gewichtsverlust und Nährstoffmangel sind Symptome, die bei Morbus Crohn Erkrankten häufig auftreten! Morbus Crohn zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), bei denen es in Teilen des Verdauungstraktes zu Entzündungen kommt. Die Erkrankung tritt in Schüben auf und kann den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen – vom Mund bis zum After. Besonders häufig betroffen sind das Ende des Dünndarms (Ileum) und der obere Abschnitt des Dickdarms (Kolon).
Morbus Crohn ist nicht heilbar, dennoch gut behandelbar!
Was ist Morbus Crohn und wie äußert sich diese chronisch entzündliche Darmerkrankung?
Morbus Crohn ist eine in Schüben verlaufende chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED), die den gesamten Magen-Darmtrakt betreffen kann. Sie wurde nach dem Erstbeschreiber, dem amerikanischen Arzt Burrill Bernard Crohn benannt.
Das Alter bei der Ersterkrankung liegt meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Warum es zu dem Ausbruch von Morbus Crohn kommt, ist immer noch nicht zur Gänze geklärt. Vermutet werden mehrere Faktoren, die zum Ausbruch führen. Genetische Veranlagung, ein verändertes Darmmikrobiom (Darmflora) und äußere Faktoren (Infekte, Stress, Ernährung,…,) begünstigen das Ausbrechen der typischen Morbus Crohn Symptome. Auch die Psyche spielt eine große Rolle, in welchem Ausmaß Morbus Chron ausbricht oder verläuft. Kein Wunder, denn unsere psychische Verfassung hängt eng mit unserem Darm zusammen! Es läuft ein ständiger Austausch über die Darm-Hirn-Achse! Früher wurde die Erkrankung den Autoimmunerkrankungen zugeschrieben, was durch jüngste Forschungsergebnisse heute so nicht mehr deklariert wird. Man spricht von einer immunbedingten Krankheit, da die Reaktion des Immunsystems nicht vom Körper selbst ausgelöst wird! Sprich, die Störung der Schleimhautbarriere des Darms ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass eindringende Fremdstoffe einen langanhaltenden Entzündungszustand des Verdauungstraktes hervorrufen.
Symptome und Begleiterkrankungen von Morbus Crohn
Bei allen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind ähnliche Symptome wie Durchfälle, starke Bauchschmerzen sowie der schubweise Verlauf zu beobachten. Die Symptome bei Morbus Crohn beginnen meist schleichend. Sie sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, das hängt unter anderem auch davon ab, in welchem Abschnitt des Verdauungstraktes die Entzündung vorherrscht. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa, bei der sich „nur“ die oberflächlichen Schleimhautschichten entzünden, breitet sich der Entzündungsprozess bei Morbus Crohn auch auf die tieferen Schichten der Darmwand aus. Auch umliegende Strukturen können von der Entzündung betroffen sein. Wenn die akute Entzündung nicht adäquat behandelt wird (durch eine gezielte Medikation bestimmter Arzneimittel) kann es unter Umständen zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Darmgeschwüre, Nährstoffmangel (v.a. Eisen und Vitamin B12), Darmverengungen bis hin zu Darmverschluss, Stenosen, Darmdurchbruch, bakterielle Infektionen, Darmkrebs etc.
Im Laufe der Erkrankung wird der Darm mit jedem neuerlichen Schub immer mehr in Mitleidenschaft gezogen, sodass bis zu 70% der Patienten einen operativen Eingriff vornehmen müssen! Auch Begleiterkrankungen außerhalb des Verdauungstraktes sind bei Morbus Crohn möglich. Augenentzündungen, Gelenkschmerzen und –Entzündungen, Müdigkeit, Hautkrankheiten etc.
Behandlung von Morbus Crohn
Neben der gezielten Behandlung mit Wirkstoffen der Gruppen der Steroide und Kortikosteroide, Aminosalizylaten, Immunsuppressiva und TNF-alpha-Blockern spielen weitere unterstützende Maßnahmen eine große Rolle bei der Eindämmung des Entzündungsgeschehens. So ist ein wesentlicher Teil der Behandlung die Ernährung. Diese hängt von der Phase der Erkrankung ab und sollte individuell auf jeden Patienten angepasst werden. In den beschwerdefreien Zeiten (Remissionsphase) hilft eine entzündungshemmende Ernährung – leichte Vollkost, Ballaststoffe (Obst und Gemüse) – und die gezielte Zufuhr probiotischer Darmbakterien wirken sich positiv auf den sensiblen Darm aus und können den nächsten Schub hinauszögern! In der Akutphase ist blähende und ballaststoffreiche Nahrung zu meiden! Bei vielen Betroffenen kommt es (meist vorübergehend) zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nährstoffmängel! Die massiven Durchfälle und die entzündete Darmwand bewirken, dass der Körper nicht genügend essentielle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufnehmen kann und sie begünstigen den „Eintritt“ von Fremdstoffen. Darum ist es wichtig den Darm zu entlasten und auf eine ausreichende Versorgung mit Elektrolyten und Vitalstoffen zu achten! Weitere Beiträge zur Unterstützung bei Morbus Crohn sind Entspannung und Bewegung. Jüngste Forschungsarbeiten zeigen, wie eng unser Darm mit dem Gehirn zusammenhängt und über die Darm-Hirn-Achse im regen Austausch steht. Die Informationen vom Darm werden über Nervenbahnen zum Gehirn weitergegeben. Auf die Kommunikation selbst haben wir keinen bewussten Einfluss, doch können wir diese unterstützen – denn ob die Kommunikation „positiv“ oder „negativ“ ausfällt, hängt von der Beschaffenheit und der Zusammensetzung unseres Darmmikrobioms ab. Der Darm reagiert auf Stress und negative Emotionen (Ärger, Wut,…,) im wahrsten Sinne des Wortes gereizt. Das wiederum schwächt nachweislich unser Immunsystem, begünstigt Entzündungen und hat einen großen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten! Für Morbus Crohn Patienten ist es empfehlenswert, Entspannungsübungen und moderate Bewegung in den Alltag zu integrieren. Diese bauen Stress und Anspannung ab und können den Verlauf positiv beeinflussen.
Morbus Crohn und Darmmikrobiom
In vielen wissenschaftlichen Studien wurde gezeigt, dass Morbus Crohn Patienten bereits zu Beginn der Erkrankung Veränderungen ihrer Darmflora aufweisen. Dieses Ungleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Darmbakterien (Dysbiose) und die damit verbundene Störung der natürlichen Barriere der Darmschleimhaut begünstigen die Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Durch die Reduktion der gesundheitsfördernden Bakterienstämme, kommt es zusätzlich dazu, dass weniger kurzkettigen Fettsäuren produziert werden, denn diese entstehen im Darm durch die bakterielle Fermentierung von Ballaststoffen. Kurzkettige Fettsäuren (Essig-, Propion-, und Buttersäure) sind essentiell zur Energiegewinnung und zur Stärkung der Darmbarriere und beeinflussen die Kommunikation über die Darm-Hirn-Achse. Es wurde belegt, dass Morbus Crohn Patienten deutlich weniger bestimmte Bakterienstämme, die für die Produktion von Buttersäure verantwortlich sind, aufweisen. Die Buttersäure hat nicht nur die Funktion der Energiegewinnung über, sondern ist auch maßgeblich für den Schutz vor Entzündungen verantwortlich, wodurch das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs verringert werden kann. Dies veranschaulicht, wie wichtig die Beschaffenheit des Darmmikrobioms ist – auch in Hinblick auf das Immunsystem. Medikamente, Stress und „ungesunde“ Ernährung begünstigen das Ungleichgewicht der Darmbakterien und haben somit einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf von Morbus Crohn.
Forschungsarbeiten zeigen, dass die Gabe speziell entwickelter Multispezies Probiotika die Darmflora in vielerlei Hinsicht optimal unterstützt. Sowohl die Anzahl als auch die Vielfalt kommensaler Darmbakterien sind wesentlich zur Erhaltung einer gesunden Darmflora und zur Unterstützung des körpereigenen Immunsystems.
Bestimmte probiotische Bakterien:
- wirken entzündungshemmend
- hemmen und bekämpfen pathogene Keime
- stärken die Darmbarriere und das Immunsystem
- wirken Verdauungsstörungen entgegen und
- können das Schmerzempfinden positiv beeinflussen!
Über die Autorin
Mein Name ist Griebler Katrin, ich bin pharmazeutisch kaufmännische Assistentin, Mutter eines Sohnes und Hunde- und Katzenmama. Meine Leidenschaft und meine Berufung ist es, Menschen in ihrem ganzheitlichen Wohlbefinden zu unterstützen.
Als PKA, Darmfachberaterin und Entspannungs- und Achtsamkeitstrainerin ist es mir wichtig,
Menschen ihr höchstes Gut (wieder) näher zu bringen – unsere körperliche, geistige und seelische Gesundheit!