Assoz. Prof. Dr. med. Vanessa Stadlbauer-Köllner
Macht die Darmflora unsere Leber krank?
Das bedeutet, dass sich die probiotischen Keime zumindest für einige Zeit im Darm ansiedeln können. Das wichtigste Ergebnis unserer Studie: Die Leberfunktion der Patientinnen und Patienten, verbesserte sich signifikant, vor allem wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten war. In den untersuchten Laborparametern zeigte sich außerdem eine signifikante Erstarkung der angeborenen Immunabwehr. Passend dazu erkrankten während der Therapie mit dem Probiotikum weniger Studienteilnehmer an Infektionen. Wir befragten die Patienten auch zu ihrer Lebensqualität und konnten erfreulicherweise feststellen, dass das Probiotikum zu einer Verbesserung der Lebensqualität führte. Zusammenfassend konnten wir in dieser Studie zeigen, dass Probiotika eine gute Möglichkeit sind, die Leberfunktion, die Immunfunktion und die Lebensqualität bei Leberzirrhose zu verbessern, indem sie die Darmflora günstig beeinflussen.
*Assoz. Prof. Dr. med. Vanessa Stadlbauer-Köllner, Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie, Leiterin der Forschungseinheit „Transplantation Research“, Medizinische Universität Graz
Lebererkrankungen
Jeder 370. Mensch hat Leberzirrhose. Diese ist mittlerweile in vielen Industrieländern unter den 10 häufigsten Todesursachen zu finden. Viele wissen nichts von der Diagnose Leberzirrhose, da die Beschwerden oft unspezifisch sind – zum Beispiel Müdigkeit, Leistungsknick und Appetitlosigkeit. Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose sterben häufig an Komplikationen wie Leberkoma, Nierenversagen, Blutungen oder Leberkrebs. Leberkrebs entsteht fast immer auf dem Boden einer Leberzirrhose und kann nur bei frühzeitiger Erkennung geheilt werden. Alkohol, Fettleibigkeit und chronische Virushepatitis sind die häufigsten Ursachen für Leberzirrhose. Männer sind doppelt so oft davon betroffen wie Frauen. Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose müssen sich mindestens alle 6 Monate untersuchen lassen. Dabei muss neben einer Blutuntersuchung auch ein Ultraschall der Leber durchgeführt werden, um Leberkrebs frühzeitig zu erkennen. Ist die Leberzirrhose weit fortgeschritten, hilft oft nur noch eine Lebertransplation.
Was tut der Leber gut – was schadet ihr?
Die Leber ist ein Entgiftungs- und Stoffwechselorgan. Alles, was wir zu uns nehmen, ob Nahrung, Medikamente oder Giftstoffe wie Alkohol, muss von der Leber abgebaut werden. Entgiftungskuren mit pflanzlichen Heilmitteln können oft mehr schaden als nutzen, da pflanzliche Produkte hohe Wirkstoffkonzentrationen enthalten können und in der Leber manchmal zu noch giftigeren Stoffwechselprodukten umgewandelt werden. Bei Leberschäden ist es am besten, die Leber so wenig wie möglich zu belasten.
Besser vermeiden:
- Alkohol und seine Abbauprodukte schaden der Darmflora, der Darmbarriere und der Leber selbst.
- Fettes und zuckerreiches Essen erhöht die Darmdurchlässigkeit und führt zur Verfettung und Entzündung der Leber.
- Viele Medikamente werden in der Leber abgebaut und sollen daher mit Bedacht eingesetzt werden (zum Beispiel Antibiotika und Schmerzmittel).
- Auch pflanzliche Heilmittel oder Nahrungsergänzungsmittel enthalten aktive Wirkstoffe und müssen so wie Medikamente mit Bedacht eingesetzt werden.
Das tut der Leber gut:
- Eine vielfältige Ernährung hilft dabei, die Darmflora und somit die Darm-Leber-Achse gesund zu halten, einseitige Diäten schränken die Bakterienvielfalt ein.
- Ausdauersport führt zum Abbau der Leberverfettung.
- Kaffee kann die Leberwerte verbessern und eventuell die Vernarbung der Leber verhindern.