Fettreiches Essen: Ballaststoffe beugen negativen Folgen vor
Schon wenige Tage mit einer fettreichen, ballaststoffarmen Diät bewirken eine Dysbalance der Bakterienspezies im Darm. Die Integrität der Schleimschicht über dem Epithel nimmt ab, Bakterien durchdringen den Schleim und rufen leichte Entzündungsreaktionen hervor. Zusammen mit fettreichen Nahrungsmitteln erhöht ein Fehlen von Ballaststoffen in der Diät das Risiko für Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen. Inulin, das vor allem in Chicoree und Zwiebeln vorkommt, beugt diesen Prozessen vor.
Hauptergebnisse
Eine hochkalorische Diät ohne bakteriell abbaubare Ballaststoffe verminderte bei Mäusen innerhalb von drei bis sieben Tagen die Dicke der Schleimschicht über dem Darmepithel und damit die Darmbarriere. In Folge der Diät reduzierte sich der Anteil der schützenden Bakterien, darunter Bifidobakterien.
Die „Friedensstifter“ im Darm helfen, Schleim zu bilden und seine Barrierefunktion intakt zu halten, indem sie den Epithelzellen Metabolite als Energiequelle liefern. Bestimmte Darmbakterien bilden außerdem kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Butyrat und Propionat, die die Aktivität von Epithel- und Immunzellen modulieren. Eine Übertragung von Bifidobakterien in den Darm der Tiere verdickte die Schleimschicht.
Die Zugabe von Inulin zur Nahrung förderte die Vermehrung protektiver Bakterien, außerdem die Produktion von Interleukin 22 in darmassoziierten Immunzellen – das Zytokin stimuliert Überleben und Proliferation von Darmepithelzellen – und die Bildung antimikrobieller Proteine. Diese dezimieren potenziell pathogene Keime . Die Insulinsensitivität besserte sich durch Inulin, Merkmale des metabolischen Syndroms wurden reduziert.
Design
- tierexperimentelle Studie mit keimfreien Mäusen
- quantitative und qualitative Messung der Nahrungsaufnahme
- Quantifizierung der Bakterien in Fäzes und Leber über (prokaryotische) ribosomale 16S RNA
- Mikrobiomtransfer
- Immunohistochemische Untersuchung von Darmschleimhaut
- Untersuchung auf Körpergewicht, Insulinsensitivität und metabolisches Syndrom
Klinische Bedeutung
Die Studie helfe zu verstehen, wie Nahrung, Mikrobiom und Wirtsorganismus zusammenwirken, so die Autoren. Sie mache nachvollziehbar, warum typisch westliche Diäten zu Adipositas und metabolischem Syndrom führten. Es sei wichtig, auch bei nur vorübergehender fettreicher Diät Ballaststoffe wie Inulin mitaufzunehmen, vorzugsweise aus natürlichen Quellen wie Chicoree oder Zwiebeln, kommentieren die Forscher.
Zou J, Chassaing B, Singh V, et al.: Fiber-Mediated Nourishment of Gut Microbiota Protects against Diet-Induced Obesity by Restoring IL-22-Mediated Colonic Health. Cell Host & Microbe 2017; https://doi.org/10.1016/j.chom.2017.11.003