Barbara Seitler, Msc MA
Wiederkehrende Blasenentzündungen
Schon wieder eine Blasenentzündung?! Dabei ist die Letzte noch gar nicht so lange her. Das ständige Gefühl, auf die Toilette zu müssen und dann auch noch das Ziehen und Brennen in der Blase, ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Ein Harnwegsinfekt kann sehr hartnäckig sein und in den schlimmsten Fällen sogar chronisch werden. Wenn die Infektion weiter aufsteigt, sind sogar Nierenbeckenentzündungen die Folge. Frauen erkranken wesentlich häufiger an einer Blasenentzündung und darüber hinaus muss rund jede vierte Frau innerhalb eines Jahres erneut unter einem weiteren Harnwegsinfekt, auch rezidivierender Harnwegsinfekt genannt, leiden. In rund 80 % der Fälle sind die eigenen Darmbakterien an einer Blasenentzündung schuld! Während diese im Darm physiologisch vorkommen und dort wichtige Funktionen übernehmen, können diese in der Harnröhre zu einer Infektion führen.
Welche Ursachen gibt es für Harnwegsinfekte?
Generell sind Frauen rund viermal häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer. Das liegt unter anderem an der kürzeren Harnröhre, wodurch die Bakterien leichter einwandern können. Ein weiterer begünstigender Faktor ist die Nähe zwischen Darmausgang und Scheide. Während der Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt und die Harnwege erweitern sich, was den Eintritt von unerwünschten Bakterien weiter erleichtert. In den Wechseljahren hingegen nimmt die körpereigene Schutzfunktion ab, indem Schleimhäute der Scheide und Harnwege dünner und trockener werden. So steigt das Infektionsrisiko in und nach den Wechseljahren für Frauen weiter an.
Der allgemeine Gesundheitszustand kann ebenfalls einen Einfluss darauf haben, ob und wie häufig jemand unter einer Blasenentzündung leidet. Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Gicht können das Infektionsrisiko steigern. Aber auch psychische Faktoren, wie Dauerstress oder andere seelische Belastungen, können einen Einfluss auf das Immunsystem haben. Durch ein geschwächtes Immunsystem ist die Wahrscheinlichkeit an einer Blasenentzündung zu erkranken bzw. immer wieder eine zu erleiden stark erhöht.
Studien legen den Verdacht nahe, dass das Zusammenspiel verschiedener Keime Blasenentzündungen wieder aufflammen lassen können.
Sowohl Frauen als auch Männer leiden unter wiederkehrenden Blasenentzündungen, jedoch sind Frauen auch hier stärker davon betroffen. So leidet rund jede vierte Frau innerhalb eines Jahres unter einem weiteren schmerzhaften Harnwegsinfekt. Neueste Studien weisen darauf hin, dass zwei Bakterienarten an der Reaktivierung der Entzündung beteiligt sein könnten. Forscher konnten in Studien an Mäusen nachweisen, dass zusätzlich zu einem der Hauptverursacher von Harnwegsinfektionen, den Escherichia coli Bakterien, auch mehr Bakterien der Spezies Gardnerella vaginalis vorgefunden wurden. Diese sind zwar nicht für die Symptome des Harnwegsinfektes verantwortlich, jedoch für jene der bakteriellen Vaginose in der Scheide. Gadnerella vaginalis ist bei vielen Frauen in geringer Keimzahl ein Bestandteil der physiologischen Vaginalflora, ohne eine Infektion auszulösen. Bei einem bakteriellen Ungleichgewicht in der Scheide kann sich Gardnerella vaginalis jedoch vermehren und für die typischen Beschwerden der bakteriellen Vaginose sorgen. Steigt Gardnerella vaginalis auf – das geschieht vor allem beim Geschlechtsverkehr – greift er die Zellschicht der Blase an und setzt dadurch die darin befindlichen E. coli frei. Diese E. coli Bakterien können sich wieder vermehren und so weitere schmerzhafte Blasenentzündungen auslösen.
Was hilft gegen wiederkehrende Blasenentzündung?
Es gibt einige Tipps und Tricks, wie man sich vor einer schmerzhaften Blasenentzündung schützen kann.
Viel Trinken
Damit die Harnwege durchgespült werden, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (rund zwei Liter Wasser) notwendig. Durch regelmässiges Wasserlassen kann eine zu starke Blasenfüllung, und infolgedessen eine Bakterienvermehrung in der Blase, verhindert werden.
Nasse Badesachen gegen trockene eintauschen
Auch wenn im Sommer das Wasser sehr verlockend ist, sollte man nicht vergessen, nach dem Schwimmen die nasse Kleidung gegen trockene auszutauschen und dafür zu sorgen, dass die Füsse nicht unterkühlen. Dies gilt auch insbesondere in den kälteren Monaten. Denn kalte Füsse oder ein unterkühlter Unterleib können das Infektionsrisiko erheblich erhöhen. Durch die reduzierte Wärme wird die Durchblutung heruntergefahren, um Energie zu sparen. Dadurch werden aber auch weniger Abwehrzellen in diese Regionen entsandt und bei einer Veranlagung zu Harnwegsinfekten kann das bereits ausreichen, um eine erneute Blasenentzündung hervorzurufen. Ist das Immunsystem hingegen intakt, kann es meist diese Herausforderung gut bewältigen.
Ernährung und Sport
Eine ausgewogene Ernährung, Sport, insbesondere an der frischen Luft stärken das Immunsystem. Zucker ist die Nahrung für schädliche Mikroorganismen und hoher Konsum kann dazu führen, dass sich diese leichter ansiedeln. Eine gesunde Darmflora kann einen erheblichen Anteil an der allgemeinen Gesundheit haben. Bei Frauen kann spielt ein ausgeglichenes Gleichgewicht der Scheidenflora eine wichtige Rolle. Durch einen guten Allgemeingesundheitszustand kann das Harnwegsinfektionsrisiko, und somit auch das einer wiederkehrenden Blasenentzündung, gesenkt werden
Richtige Hygiene
Die richtige Reinigung ist das A und O im Intimbereich. Beim Waschen des Intimbereichs sollte auf Seifen, Intimwaschlotionen verzichtet werden, da die den sauren pH-Wert der Vagina stören können. Ist ein saurer pH-Wert nicht mehr gewährleistet, dann haben pathogene Eindringlinge leichtes Spiel. Sie mögen das normale saure Milieu der Scheide nicht und können sich leicht vermehren.
Vorsicht beim Geschlechtsverkehr
Ja, Geschlechtsverkehr kann auch ein Grund für wiederkehrende Blasenentzündungen sein! Nach jedem Geschlechtsverkehr sollten Sie möglichst bald auf die Toilette gehen, denn so werden die Bakterien wieder ausgespült. Nach dem Anal- oder Oralverkehr ist es ratsam geschützten vaginalen Geschlechtsverkehr auszuüben. Der Wechsel zwischen, Oral-, Anal- und Vaginalverkehr ist für die verschiedenen Mikrobiome nicht vorteilhaft.
Probiotika
Es gibt ausgewählte medizinisch relevante Bakterienstämme, die einen positiven Einfluss auf die Vaginalflora haben. Dabei handelt es sich um spezielle gesundheitsfördernde Laktobazillen, die die Milchsäureproduktion in der Scheide begünstigen. Die Milchsäure sorgt dafür, dass das saure Milieu erhalten bleibt und somit ein Schutz in der Vagina besteht. Es gibt auch sogenannte Scheidenzäpfchen, die Milchsäure oder Milchsäurebakterien enthalten, aber die vaginale Einnahme empfinden viele Frauen als unangenehm und schränken beim Geschlechtsverkehr ein. Ausserdem verursacht das Zäpfchen einen stärkeren Ausfluss, weshalb in dieser Zeit eine Slipeinlage getragen werden sollte. Die orale Einnahme von Probiotika ist hingegen viel einfacher, komfortabler und auch hygienischer.
Wie aber gelangen Bakterien aus dem Darm in den Vaginalbereich? Das lässt sich durch die weibliche Anatomie erklären: Der Analbereich, Vaginalbereich und Harnwege sind keine „dichten“, abgeschlossenen Systeme, sondern sind über die Schleimhäute miteinander verbunden. Zwischen dem Anal- und dem Vaginalbereich existiert eine „Schleimstrasse“, über die bakterieller Austausch stattfindet. Über diesen physiologischen Transportweg werden Laktobazillen permanent aus dem Rektum, welches als Reservoir für nützliche Milchsäurebakterien dient, nach vorne in die Scheide befördert.
Viele Experten raten von einer Antibiotika-Gabe aufgrund zunehmender Antibiotikaresistenzen ab. Zusätzlich bilden diese uropathogenen E. coli und Gadnerella vaginalis einen Biofilm, das ist eine Art Schutzfilm, um sich vor Antibiotika zu schützen, weshalb Antibiotika nur wenig Wirkung zeigen. Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung sollte insbesondere der Unterleib warmgehalten und viel getrunken werden. Für den Erhalt einer gesunden Vaginalflora ist die Einnahme von speziell ausgewählten Bakterienstämmen empfohlen, damit Keime wie Escherichia coli und Gadnerella vaginalis gar nicht erst die Möglichkeit haben in die Harnblase aufzusteigen.
Bei andauernden Schmerzen sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Eine wiederkehrende Blasenentzündung kann auch anatomisch bedingt sein, weswegen Sie dies mit einem Arzt abklären sollten. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, bei rezidivierenden Harnwegsinfekten einen Arzt, um Rat zu fragen.