Herbert Hauser und Heidrun Valencak
Fette und Zucker
Fette wirken als Geschmacksverstärker, Zucker liefert uns Energie. Deshalb essen wir auch so gern etwas mehr von diesen beiden. Neben ihren nützlichen Eigenschaften haben diese Nahrungsmittel aber auch eine Schattenseite: Diabetes oder Fettleber sind nur zwei einer Vielzahl von Erkrankungen, die durch Genuss im Übermass, aber auch durch negative Veränderung unserer Darmbakterien, des Mikrobioms, entstehen können.
Gerade rund um die Weihnachtszeit sind wir von Keksen und üppigen Festtagsspeisen umgeben: Doch was passiert mit Zucker und fetten Speisen auf ihrem Weg durch unseren Verdauungstrakt? Eines vorweg: Beide Nährstoffe sind „versteckt“ in zahlreichen Lebensmitteln enthalten und werden durch eine lange Kette von Prozessen aus der Nahrung isoliert, um ihre eigentlichen Aufgaben im menschlichen Organismus erfüllen zu können. Der Filter für diese lebensnotwendige Funktion liegt im Darm, genauer gesagt in der Darmschleimhaut. Tatsächlich tragen aber auch mehrere Organe entscheidend dazu bei, dass der Verdauungsprozess Tag für Tag ungestört funktioniert.
„Futterverwerter“ Darmbakterien
Unser Darm ist nicht nur dafür zuständig, die Nahrung „bis zum Ende“ durchzuschleusen, vielmehr ist er dafür verantwortlich, dass unser Körper auch jene Nährstoffe bekommt, die er braucht. Dabei spielen die Billionen an nützlichen Bakterien in unserem Darm eine ganz zentrale Rolle: Sie produzieren unter anderem wichtige Enzyme, die grosse Nahrungsbestandteile in kleine Moleküle zerlegen. Diese kleinen Nährstoff-Moleküle können dann über die Darmschleimhaut in den Körper aufgenommen werden, jedoch nur, wenn sie ausreichend aufgespalten wurden – und wenn die Darmschleimhaut gesund, mit ausreichend Energie versorgt und von alten gärenden Nahrungsresten befreit ist. Auch dafür ist unser Darmmikrobiom verantwortlich. Ausserdem schränken die gesundheitsfördernden Darmbakterien die Aktivität von krankmachenden oder unerwünschten Keimen, z. B. von Fäulniskeimen, ein.
Was wir essen, ist gleichzeitig Nahrung für unsere nützlichen Darmbakterien. Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vollkorn sind das, was die „gesunden“ Keime brauchen würden, doch das steht während der Feiertage nur selten auf unserem Speiseplan. Folglich verschiebt sich in unserem Darm das Verhältnis zwischen den Bakterien, schnell nehmen beim Konsum von zu viel Zucker z. B. die Gärungskeime überhand. Die zugeführte Nahrung, die ohnehin schon schwer ist, kann nur unvollständig verdaut werden und bleibt im Darm „liegen“. Aufgrund der Zuckerzersetzung entstehen nun unangenehme Gase, die nicht nur übel riechen, sondern sogar giftig sein können. Diese Gase können nicht nur für Blähungen, sondern auch für Mattigkeit, Konzentrationsprobleme und noch vieles mehr verantwortlich sein.
„Verdauungsorgane“ Leber und Pankreas
Neben dem Darm hat vor allem die Leber grossen Einfluss auf die Stoffwechselvorgänge zur Gewinnung von Nährstoffen aus der Nahrung. Unter anderem ermöglicht sie im Zusammenspiel mit der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse die Aufschliessung von Zucker und Fetten. Die Leber produziert die Galle, die in der Gallenblase zwischengespeichert und von dort in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Hier erleichtert die Gallenflüssigkeit die Resorption der Fettmoleküle, die sodann über die Pfortader in die Leber gelangen und über das Blutgefässsystem weitertransportiert werden, um schliesslich entweder verwertet oder gespeichert zu werden.
Von der Bauchspeicheldrüse wird das Insulin beigesteuert, ein Hormon, das vor allem dazu dient, Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Zellen weiter zu schleusen, wo der Zucker zur Energiegewinnung benötigt wird. Andere Zuckermoleküle werden im Dünndarm durch spezielle Enzyme (Disaccharidasen) aus der Nahrung extrahiert. Ein Mangel an diesen Enzymen führt zu Unverträglichkeiten wie der Laktoseintoleranz. Phänomenal ist, dass die Leber circa 10% ihres Eigengewichts (1,4-1,8 Kilo) in Form von Zucker speichern kann und bei Bedarf natürlich wieder abgibt.
Mechanismen der Darm-Leber-Achse
Wie man sieht, umfasst die Verdauung eine Unzahl komplexer Prozesse, und über die mittlerweile gut erforschte Darm-Leber-Achse erfolgt ein ständiger Informationsaustausch, damit die Abläufe funktionieren. Voraussetzungen dafür sind eine grosse Vielfalt an Darmbakterien und eine intakte Darmschleimhaut, die allerdings beide durch zu fettes und zuckerreiches Essen werden. Wenn diese Darmbarriere gestört ist, hat das schleichende Krankheitsverläufe zur Folge, die – wenn sie nicht erkannt werden – bis hin zur Leberzirrhose führen, zum Endstadium chronischer Lebererkrankungen, bei dem immer eine veränderte – nämlich eine stark durchlässige – Darmbarriere und damit eine verminderte Leberfunktion vorliegen.
Die Hauptaufgabe der Leber ist die Entgiftung. Ihre Leistungsfähigkeit hängt wesentlich von einer intakten Darmfunktion ab, denn alle Nähr- und Vitalstoffe aus der Nahrung, aber auch die toxischen Bestandteile derselben (etwa Farbstoffe und Emulgatoren, Spritzmittel, Pilzsporen und schädliche Keime), die nicht erkannt und über eine funktionierende Verdauung ausgeschieden werden, gelangen über das grosse Blutgefäss der Pfortader zuallererst in die Leber. Wenn die Darmbarriere gestört ist, sind dies so viele eigentlich ausscheidungspflichtige Substanzen, dass die Leber komplett überfordert ist und mit Funktionsstörungen wie der Fetteinlagerung in den Leberzellen reagiert, was langfristig die Entstehung einer (nicht alkoholischen) Fettleber begünstigt. Dass eine reduzierte oder falsch zusammengesetzte Darmflora über die Darm-Leber-Achse unseren Stoffwechsel und die Funktion von Organen beeinträchtigt, steht heute ausser Frage. Damit es aber gar nicht so weit kommt, ist eine dauerhaft ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung essenziell, denn dies schafft einen gesunden Nährboden für unsere nützlichen Darmbakterien.
Ist die Leber komplett überfordert, kann sie mit Fetteinlagerungen in den Leberzellen reagieren, was langfristig die Entstehung einer Fettleber begünstigt.
Volkskrankheit Leberleiden
Ein gesunder Lebensstil mit wenig Fett und Zucker fällt aber vielen schwer, nicht umsonst ist unsere Gesellschaft mit einer wahren Adipositas-Epidemie konfrontiert: Aktuell sind knapp 30% der Weltbevölkerung fettleibig, bis zum Jahr 2030 wird womöglich fast jeder zweite Mensch von Adipositas betroffen sein. Aufgrund dieser Entwicklung nehmen auch Fettlebererkrankungen zu – bei Übergewicht besteht ein 80-prozentiges Risiko, eine Fettleber zu entwickeln, bei Alkoholmissbrauch liegt das Erkrankungsrisiko bei 50%.
Eine Fettleber ist oft nur der Anfang einer Krankheitskaskade: Die Leber kann sich aus unterschiedlichen Gründen (Übergewicht, Alkohol, Virusinfektionen, …) entzünden – diese Erkrankung wird als Hepatitis bezeichnet. Bleibt diese unbehandelt bzw. wird der Lebensstil nicht angepasst, kann diese Erkrankung in ihrer schwersten Form in einer Leberschrumpfung, der Leberzirrhose, enden. Die Leberzirrhose lässt sich mit Medikamenten derzeit nicht behandeln. Studien belegen jedoch mittlerweile, dass ein speziell entwickeltes Probiotikum vom Institut AllergoSan, die Leberfunktion wieder verbessern kann – und das nicht nur bei Störungen, die sich z.B. durch erhöhte Cholesterinwerte zeigen, sondern sogar bei Patienten mit schwerer Leberzirrhose.
,,Bittere” Pflanzenkraft für die Entgiftungszentrale
Die Verbesserung der Leberfunktion mittels ganz speziell ausgewählter Darmbakterien ist ein innovativer Ansatz, der in der Medizin grosse Aufmerksamkeit erregt hat. Und obwohl die Forschung hier noch lange nicht alle Mechanismen entschlüsselt hat, bestätigen auch die Erfahrungen vieler Ärzte und ihrer Patienten diesen Erfolg.
Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche Pflanzen, die seit Jahrhunderten dazu verwendet werden, die Leber immer dann zu unterstützen, wenn wir sie durch falsche Ernährung überfordern. Eine der bekanntesten Leber-Pflanzen ist die Artischocke: Sie enthält einen Bitterstoff namens Cynarin, der den Stoffwechsel von Leber und Galle anregt und die Bindung von Gallenflüssigkeit fördert. Dadurch kann unser Körper fetthaltige Nahrung besser verarbeiten, der Fettstoffwechsel wird günstig beeinflusst.
Als ,,Leberschutz” ist auch die Mariendistel bekannt. Der hier enthaltene wirkstoff-Komplex namens Silymarin wird dafür verantwortlich gemacht, dass die Aufnahme von leberschädigenden Stoffen in die Zelle erschwert und darüber hinaus die Regenerationsfähigkeit des Lebergewebes gefördert wird. Der Name der Mariendistel stammt übrigens von einer alten Legende, wonach die weissen Flecken ihrer Blätter auf die Milch der Jungfrau Maria zurückzuführen sind.
Auch Löwenzahn, der viel zu häufig nur als lästiges Unkraut abgetan wird, enthält eine grosse Menge an Bitterstoffen: Diese fördern die Ausscheidung von Verdauungssäften aus den körpereigenen Verdauungsdrüsen (z.B. aus Leder und Gallenblase, Drüsen der Magenschleimhaut, Bauchspeicheldrüse). Löwenzahn findet traditionell bei Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl Anwendung. Frische junge Löwenzahnblätter können beispielsweise als Salat verzehrt werden.
Der echte Grossmeister unter den Leberpflanzen ist jedoch der japanische Wasabi, auch Wassermeerrettich genannt, ein Gewächs, das im Fernen Osten bereits seit Jahrhunderten zur Entgiftung der Leber eingesetzt wird, und zwar aufgrund seines hohen Gehalts an Senfölen: Diese können nämlich zusätzlich eine Infektions-und entzündungshemmende Wirkung haben und bestimmte Bakterien und Viren in Schach halten, welche der Leber schaden können.
Rechtzeitig auf Darm und Leber achten
Darm und Leber sind zentral dafür verantwortlich, dass unsere Nahrung für unseren Organismus auch tatsächlich verwertbar gemacht und von allen schädlichen Keimen und toxischen Stoffen gereinigt wird. Unsere Aufgabe ist es, rechtzeitig auf diese wichtigen Organe zu achten, damit wir gesund bleiben – im Idealfall nicht nur während der Feiertage, sondern ein Leben lang.
Resorption von Fetten und Zucker
Fette, Kohlenhydrate und Proteine sind „Brennstoffe“ und somit die wichtigsten Energielieferanten.
Aus Zucker bestehen im Wesentlichen alle Kohlenhydrate, die „süsse“ Substanz bildet den Grundbaustein der Stärke. Unterschieden wird zwischen Einfachzucker – Glukose (z. B. Traubenzucker), Zweifachzucker – Saccharose (z. B. Haushaltszucker) und Mehrfachzucker. Ziel der Verdauungs- und Stoffwechselprozesse sind Glukosemoleküle, die jede Körperzelle durch ihre Zellmembran aufnehmen bzw. wieder abgeben kann.
Nahrungsfette tierischen oder pflanzlichen Ursprungs beinhalten Glycerin und Fettsäuren in Form einer Mischung von gesättigten, einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Verdauungs- und Stoffwechselprozesse extrahieren und verteilen die unterschiedlichen Moleküle. Ungesättigte Fettsäuren werden beispielsweise als Vorstufe für die Bildung lebenswichtiger Substanzen benötigt.
Tipps für eine gesunde Leber
Leitungswasser und Tee sollten unbedingt ausreichend getrunken werden, um die hauptsächliche Leberfunktion, die Entgiftung, zu unterstützen. Stark zuckerhaltige und alkoholische Getränke sind hingegen schlecht für die Lebergesundheit, weil sie der Leber „Überstunden“ abverlangen.
Um die Leber zu entlasten, ist eine ausgewogene Ernährung ein gutes Instrument. Bei ersten Schäden ist es hilfreich, über einige Monate auf „leberschädliche“ Nahrungsmittel zu verzichten. Dazu gehören Fertiggerichte, Speisen & Getränke mit hohem Zuckergehalt, Alkohol und sehr fetthaltige Speisen. Gut ist grünes Gemüse, das viele Bitterstoffe enthält, dazu zählen Artischocken, Kresse, Rucola, Spinat, Petersilie und Endivien.
Der Darm ist die Quelle aller Stoffe, die in die Leber kommen. Wenn durch falsche Ernährung, Medikamente oder Dauerstress unsere Darmbakterien absterben und der Darm durchlässiger wird, gelangen mehr Giftstoffe in die Leber, als sie abbauen kann. In der Apotheke gibt es spezielle klinisch geprüfte Probiotika, mit denen man Leberfunktionsstörungen „über den Darm“ in den Griff bekommt.
Moderate Bewegung ist nicht nur für den gesamten Organismus gesund, auch die Leber wird dabei stärker durchblutet und der Stoffwechsel angeregt. Zudem baut Bewegung Spannungen ab und ist ein guter Ausgleich für einen stressigen Alltag. Dabei soll gar kein Marathon gelaufen werden. Schon ein paar hundert zusätzliche Schritte pro Tag wirken sich positiv auf den Gesundheitszustand aus.
Es gibt einige Naturstoffe und Heilpflanzen, welche die Leberfunktion nachweislich unterstützen. Dazu zählen Artischocke, Löwenzahn und Mariendistel, deren pflanzliche Extrakte äußerst reich an Bitterstoffen sind. Traubenkern-Extrakte enthalten eine hohe Konzentration an Polyphenolen, also an hochpotenten Antioxidantien. Auch Wasabi ist reich an antioxidativen Senfölen und wird in Asien als bewährtes Hausmittel bei Verdauungsbeschwerden geschätzt.
Tipps für einen gesunden Darm
Ballaststoffe sind die wichtigste Nahrungsgrundlage für unsere Darmbakterien und fördern ausserdem die Verdauung. In Obst, Gemüse und Vollkorn sind grosse Mengen an Ballaststoffen enthalten, Hilfe bieten auch spezielle Präbiotika aus der Apotheke. Achtung, wenn Sie sich bisher ballaststoffarm ernährt haben: Stellen Sie Ihre Ernährung langsam um, beginnen Sie bei Präbiotika mit einem Kaffeelöffel pro Tag, denn Ihr Darm muss sich erst an diese faserreiche Kost gewöhnen.
Ca. 2 Liter Flüssigkeit täglich werden empfohlen, bei hohen Temperaturen (z. B. nach dem Saunagang) oder körperlicher Betätigung auch mehr. Beschränken Sie sich auf Wasser und ungesüsste Tees, denn Alkohol verlangsamt die Verdauung und kann außerdem die Darmzellen schädigen.
Pflegen Sie Ihren Darm, indem Sie nützliche Bakterien in Form von Probiotika zuführen, besonders wenn Sie merken, dass Ihre Verdauung nicht mehr problemlos funktioniert und Sie Blähungen oder Verstopfung spüren. Das kann nach einer stressigen Feiertour, schwerem Essen oder auch nach der Einnahme von Antibiotika der Fall sein. Fragen Sie in Ihrer Apotheke, welches Probiotikum für Sie am besten geeignet ist.
Erziehen Sie Ihren Darm mit regelmässigen Essenszeiten hin zu einer geregelten Verdauung und nehmen Sie sich für den Stuhlgang so viel Zeit wie nötig. Achten Sie auf eine regelmässige Verdauung ohne Abführmittel.