Eine gesunde Darmflora schützt vor psychischen Erkrankungen

Eine gesunde Darmflora schützt vor psychischen Erkrankungen

Bestimmte Nahrungsmittel beeinflussen den Aufbau der Darmflora. Können Menschen sich glücklich essen?

Der Darm könnte in Zukunft eine wichtige Rolle in der Therapie psychischer Störungen spielen. Darmbakterien sind natürlich nicht die einzige Ursache für psychische Probleme und eine falsche Ernährung stimmt nicht zwangsläufig depressiv. Aber die Darmflora könnte ein bislang unterschätzter Faktor für die psychische Gesundheit sein.

Eine gesunde Darmflora schützt vor psychischen Erkrankungen

Depressionen beispielsweise lassen sich auch deshalb in manchen Fällen nicht effektiv behandelt, weil noch nicht alle Ursachen und Faktoren dieses Leidens bekannt sind. Da nicht alle depressiven Patienten auf die bisher üblichen Behandlungsmethoden ansprechen, setzen Forscher enorme Hoffnungen in die Erforschung der Darmflora. „Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass es nur eine Ursache für psychische Probleme gibt“, sagt der Grazer Neurogastroenterologe Peter Holzer. In die Behandlung psychisch Kranker sollten Ärzte nicht nur das Gehirn, sondern auch den Bauch der Patienten einbeziehen. Eine gute Ernährung könnte zudem in der Prävention von Depressionen an Bedeutung zunehmen, lautet die Hoffnung.

Fastfood als Stimmungskiller

Holzer betont den Zusammenhang zwischen Ernährung und psychischer Gesundheit. So zeige eine aktuelle Studie an 3000 australischen Jugendlichen, dass Teenager, die häufig Fastfood und Süssigkeiten assen, häufiger an depressiven Verstimmungen litten als Altersgenossen, die eher zu frischen Produkten griffen. „Die Qualität der Ernährung spielt eine grosse Rolle für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden“, sagt Holzer. Diese Feststellung sei zwar so alt wie die Menschheit, die Konsequenzen daraus würden aber nicht gezogen.

Wenn eine gesunde Darmflora vor Angst, Stress und Depression schützen kann – wie sieht dann eine optimale Ernährung aus? Holzer meint: Was für den Körper gut ist, tut auch der Seele gut. Er rät, zu natürlichen und frischen Produkten zu greifen, zu Obst, Gemüse, Fisch – und Milchprodukten.

Welchen Effekt probiotische Bakterien – etwa Milchsäurebakterien – haben, hat ein irisch-kanadisches Forscherteam um Javier Bravo vom University College Cork eindrücklich gezeigt: Die Wissenschaftler fütterten Mäuse konsequent mit einem Präparat, das sie mit dem Milchsäurebakterium Lactobacillus rhamnosus angereichert hatten. Dann testeten sie, wie ängstlich und gestresst sich die Nager in verschiedenen Verhaltensexperimenten zeigten. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, s. Anhang).

Die speziell gefütterten Mäuse waren mutiger und neugieriger als ihre Artgenossen. Die Forscher vermuten deshalb, dass die probiotischen Bakterien die Chemie der Mäusehirne positiv beeinflussten. Ausserdem entdeckten sie, dass die Bakterien-Mäuse geringere Werte des Stresshormons Cortisol im Blut hatten. Die mutigen Nager zeigten eine erhöhte Aktivität der sogenannten Gaba-Rezeptoren in bestimmten Gehirnarealen. Gaba steht für den Botenstoff Gamma-Amino-Buttersäure – er steht schon länger im Verdacht, an der Entstehung von Depressionen beteiligt zu sein.

 

Darmflora als Risikofaktor

Die Bedeutung einer gesunden Darmflora für den Organismus ist auch daran erkennbar, dass inzwischen Transplantationen der Mikroflora eine vielversprechende Therapie darstellen. Gerade nach einer Infektion mit multiresistenten Keimen, sei die Transplantation der Darmflora eines Familienmitglieds häufig die Rettung, sagt Holzer.

All diese Forschungsergebnisse machen Hoffnung auf neue Therapien. Forscher wie Holzer glauben, dass sie in Zukunft mit Hilfe der Darmflora das Risiko für bestimmte Krankheiten prognostizieren können. Und sie sind davon überzeugt, dass Ärzte die individuelle Zusammensetzung der Mikroben in die Diagnose von Erkrankungen miteinbeziehen werden. Vieles davon ist noch Zukunftsmusik – wenn auch eine sehr verheissungsvolle.

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