Florentina Sgarz, BA
Diagnose: Reizdarmsyndrom
Ein Kinobesuch, eine Stunde im Fitnessstudio oder ein Abend in einem Restaurant, kann für Menschen mit Reizdarmsyndrom zu einer grossen Last werden. Die ständige Angst, dass der Darm mal wieder überreagiert, beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück, weil sie sich unwohl fühlen und teilweise vor Schmerzen das Haus nicht verlassen können. Der Alltag eines Reizdarmpatienten ist oft sehr einschränkend und ebenfalls kein Thema, das gesellschaftlich gerne diskutiert wird.
Was ist das Reizdarmsyndrom?
Bei einem Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine Krankheit des Verdauungstraktes mit den typischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall oder Blähungen. Diese Funktionsstörung des Darms verursacht krampfartige Schmerzen im Bauchraum, die mal intensiver, mal weniger intensiv sind. Das variiert von Mensch zu Mensch. Der Bauchschmerz tritt häufig in Zusammenhang mit Stuhlgang auf. Oft werden die Beschwerden durch eine Darmentleerung verbessert, aber manchmal auch verschlimmert. Das Gefühl der nicht vollständigen Entleerung des Darms wird in Zusammenhang mit Reizdarmsyndrom ebenfalls häufig erwähnt. Die Patienten müssen ihr grosses Geschäft verrichten, können aber nicht oder haben sich erleichtert, jedoch nicht ganz. Zudem ist ein unregelmässiger Stuhlgang ebenso ein typisches Symptom. Die Betroffenen neigen zu einem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung.
Neben dieser Reihe an Symptomen haben viele Betroffene einen aufgeblähten Bauch, Völlegefühl, starke Blähungen und müssen häufig aufstossen. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Darmbeschwerden kann es zu Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung und gedrückter Stimmung kommen. Es wurde von Patienten mit Reizdarm öfter berichtet, dass Stress und bestimmte Lebensmittel die Symptome verschlimmern, wodurch gegebenenfalls ein entsprechender Therapieansatz abgeleitet werden kann.
Was sind die Ursachen von Reizdarmsyndrom?
Es gibt keine konkrete Ursache, der man ein Reizdarmsyndrom zuschreiben kann. Es ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die alle gemeinsam einen Reizdarm begünstigen. Ein Reizdarmsyndrom äussert sich nicht bei jedem gleich. Es können sich bei jedem Betroffenen andere Beschwerden äussern. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass der Lebensstil und die Genetik eine wichtige Rolle spielen. Ein ungesunder Lebensstil, sprich zucker- und fetthaltige Ernährung, wenig Bewegung, viel Alkohol, aber auch Stress, können auf Dauer einen Reizdarm fördern. Viele Menschen, die bereits einen gereizten Darm haben, reagieren auf bestimmte Lebensmittel, die Beschwerden auslösen. Zum Teil bereiten Kohlenhydrate wie Milchzucker und Fruchtzucker den Betroffenen vermehrt Probleme. Ebenso wurde häufig von einer Unverträglichkeit auf Gluten, das Klebereiweiss aus Weizen, berichtet, obwohl keine Zöliakie vorliegt.
Das Bauchhirn – ein Zusammenspiel von Gehirn und Darm
Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse, sind das Darmnervensystem und das zentrale Nervensystem in einem ständigen Austausch. Es wird gemutmasst, dass das Darmnervensystem bei Reizdarmpatienten überaktiv ist. Das kann auf der einen Seite die Beschwerden hervorrufen und andererseits wird über das überaktive Bauchhirn wahrscheinlich die Psyche beeinflusst. Studien haben gezeigt, dass ein Reizdarm oft mit einer Depression, chronischem Stress, seelischen Traumata und Angststörungen einhergeht. Viele der Betroffenen fühlen sich nicht ernst genommen, doch die Beschwerden sind keine Einbildung, denn über das Zusammenspiel zweier komplexer Nervensysteme werden diese ausgelöst oder gelindert.
Wie wird Reizdarm diagnostiziert?
Es ist für Ärzte nicht leicht, die Diagnose „Reizdarmsyndrom“ zu stellen. Das liegt daran, dass Symptome von Patient zu Patient unterschiedlich sind und die Beschwerden sich mit der Zeit verändern können. Es gibt auch keinen Test, mit dem sich ein Reizdarm nachweisen lässt. Zu Beginn gibt es ein Gespräch mit dem Arzt, wo die Beschwerden genauestens besprochen werden. Hier wird versucht nachzuvollziehen, woher die Beschwerden kommen und wie lange sie bereits bestehen. Durch das Erstgespräch wird auch untersucht, ob mögliche andere Erkrankungen auszuschliessen sind. Je nach Vermutung, die der Arzt aufgestellt hat, gibt es verschiedene Methoden, um diverse Krankheiten auszuschliessen.
- Blutuntersuchung
- Test auf Blut im Stuhl
- Rektale Tastuntersuchung
- Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Untersuchung des Stuhls auf Parasiten, Entzündungsmarker oder Gallensäuren
- Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Gynäkologische Untersuchung
Wenn diese Untersuchungen keine anderen Erkrankungen feststellen dann wird die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt.
Darmflora bei Reizdarmsyndrom – helfen spezielle Bakterienstämme?
Studien zeigen, dass Menschen mit Reizdarmsyndrom eine negativ veränderte Darmflora gegenüber Gesunden haben. Diese Veränderungen können durch Antibiotika, Magen-Darm-Infektionen und chronischen Stress hervorgerufen werden. Es wurde ebenfalls herausgefunden, dass sich bei manchen Patienten zu viele Bakterien im Dünndarm befinden, wo sie normalerweise nicht hingehören. Der Einsatz von hochqualitativen Probiotika hat nachweislich eine positive Wirkung auf die Wiederherstellung der Darmflora. Probiotika bestehen ausschliesslich aus Bakterienstämmen, die im menschlichen Körper vorkommen und die gesundheitsfördernden Bakterien in ihren Aufgaben unterstützen. Besonders Laktobazillen und Bifidobakterien haben einen positiven Einfluss auf die Verdrängung von krankmachenden Keimen aus dem Darm. Ein Probiotikum, welches diese beiden Gattungen beinhaltet, eignet sich besonders, um die Darmflora nachhaltig aufzubauen.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass mit der Diagnose „Reizdarmsyndrom“ ein Leben mit geringen Beschwerden möglich ist. Natürlich hängt das immer vom Ausmass der Empfindlichkeit des Darms ab, aber mit einer Umstellung der Ernährung lassen sich beispielsweise manche Symptome lindern. Es ist auch empfehlenswert, eine Auszeit zu nehmen und auf den Körper zu hören. Stress ist ein grosser Faktor, der einen Reizdarm begünstigt und somit ist es wichtig, sich Ruhephasen zu nehmen.