CED: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Mit „herzlichen“ Grüßen vom Darm
Systemisch-inflammatorische Prozesse spielen sowohl bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen als auch bei kardiovaskulären Störungen eine zentrale Rolle. Und auch in Hinblick auf die Therapie gibt es zwischen CED und Herzleiden mehr Verbindungen, als bisher gedacht.
Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) steckt die immer wiederkehrende Entzündung bereits im Namen. Auch bei der Entstehung und Progression von Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Störungen spielen systemisch-inflammatorische Prozesse eine Rolle. Nur wurden die beiden Entitäten bislang kaum in einen engeren Zusammenhang gebracht. Das haben Dr.med. Zhenguo Liu vom Center for Precision Medicine and Division of Cardiovascular Medicine an der School of Medicine der University of Missouri in Columbia (USA) und seine Kollegen nun erstmals in einer umfassenden Meta-Analyse versucht.
Das Ergebnis: CED-Patienten erkranken häufiger an koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen, arteriellen und venösen Thromboembolien sowie Lungenembolien, Herzinsuffizienz und Schlaganfällen – und dies oft schon in einem Alter, in dem junge Erwachsene solche Probleme noch gar nicht auf dem Schirm haben. Insbesonders sind Frauen davon betroffen. Der Assoziation zwischen Darm- und Herzgesundheit liegen dabei einerseits erhöhte Werte von proinflammatorischen Zytokinen zugrunde, aber auch Störungen des Aufbaus der Gefässinnenwand und des Darm-Mikrobioms. Vor allem Infektionen mit Clostridium difficile, welche oft von einer durch mehrfache Antibiosen geschädigten Darmflora herrühren, sind dabei ein bedeutsamer Auslöser, indem dieser Erreger neben anderen negativen Effekten (Toxinbildung) zu einer signifikanten Erhöhung der Permeabilität der Darmwand führt, erkennbar an hohen Zonulin- und Calprotectinwerten.
Für die tägliche Praxis nicht weniger wichtiger sind die Effekte der Medikamente, mit denen man chronisch-entzündliche Darmerkankungen üblicherweise behandelt. 5-Amino-Salicylate (5-ASA) gehören zum Standard bei CED und wirken antientzündlich – was eigentlich auch Herz und Gefässen zugutekommen sollte. Darüber, ob dem wirklich so ist, streiten sich die Fachleute allerdings noch. Denn die Medikamente können auch die Steifigkeit der Aorta erhöhen und sind mit dem Auftreten von Myo- und Perikarditiden ¬assoziiert. Dass systemische Kortikosteroide (Cortison) zur Verschlimmerung von Hypotonie, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus führen können, ist bekannt. Auch das Risiko für Thromboembolien ist unter diesen Medikamenten deutlich erhöht. Dementsprechend sollten die Substanzen, wenn sie denn nötig sind, so kurz und so niedrig dosiert wie möglich zum Einsatz kommen. Eine alternative und völlig nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode besteht in der Stärkung des Mikrobioms des Darms durch die regelmässige Einnahme von Probiotika.
QUELLE: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/mit-herzlichen-gruessen-vom-darm