Dr.med.scient. Verena Stiegelbauer, MSc. BSc.
Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und vaginaler Flora
Unfruchtbarkeit stellt ein globales Phänomen dar, mit jährlich steigenden Zahlen an betroffenen Paaren. Etwa jedes 7. Paar in Österreich hat einen unerfüllten Kinderwunsch, wobei die Ursachen hierfür noch in der Diskussion stehen. Eine erfolglose Kinderwunschbehandlung stellt für die Betroffenen eine extreme psychische Belastung dar. Neben fortgeschrittenem Alter als einer der Hauptursachen könnte auch die Zusammensetzung der vaginalen Flora eine mögliche Ursache für ungeklärte Unfruchtbarkeit darstellen. Man konnte bereits in wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen, dass sich die Vaginalflora von schwangeren und nichtschwangeren Frauen hinsichtlich Zusammensetzung und Stabilität unterscheidet, was einen Hinweis darauf liefert, dass das vaginale Mikrobiom einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und die Geburt hat.
Eine Laktobazillen-dominierte Vaginalflora hat einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit
Das Vaginalmikrobiom besteht aus rund 250 unterschiedlichen Bakterienspezies. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass auch die Gebärmutterschleimhaut nicht steril, sondern von Bakterien besiedelt ist, welche einen bedeutenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit der Frau haben. Eine gestörte bakterielle Besiedelung kann wissenschaftlichen Arbeiten zufolge das Einnisten der befruchteten Eizelle behindern. Ein spanisches Forscherteam hat das Mikrobiom der Gebärmutter erstmals untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass das Mikrobiom bei einem Großteil der untersuchten gesunden Frauen zu über 90% aus Laktobazillen bestand. Das Vorkommen anderer Keime oder ein Mangel an Laktobazillen kann die Fruchtbarkeit signifikant reduzieren. Interessant ist, dass bei einem Lactobacillus-dominierten Mikrobiom im Uterus die Einnistung des Embryos bereits bei der ersten künstlichen Befruchtung zu 60,7% erfolgreich war, bei einem Lactobacillus-reduzierten Mikrobiom jedoch nur zu 23,1%. Die Quote der erfolgreichen Schwangerschaften verringerte sich bei einem Mangel an Laktobazillen von 70,6% auf 33,3% und der Anteil von Lebendgeburten reduzierte sich von 58,8% auf 6,7%.
Probiotika zur Verbesserung der Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung
Während der letzten Jahre hat der Einsatz von Probiotika in der frauenärztlichen Praxis hinsichtlich Therapie und Vorbeugung negativer Veränderungen der Vaginalflora und bei wiederkehrenden Infektionen des Harn- und Vaginaltraktes zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Mikrobiom-Forschung ermöglichte es in den letzten Jahren, speziell effiziente Bakterienstämme für gynäkologische Erkrankungen zu finden. Man konnte klar nachweisen, dass die optimale Darreichungsform die orale Einnahme von probiotischen Bakterien ist, da dies den natürlichen Weg der Besiedelung der Vagina mit entsprechenden Mikroben darstellt. Durch die Einwanderung dieser probiotischen Bakterien über den Darm erfolgt im Gegensatz zur Verabreichung von Vaginalkapseln eine Depotbildung im Darm, wodurch ein Reservoir für die permanente Besiedelung der Vagina entsteht.
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