Probiotika beeinflussen die Leistung des Gehirns
Die Darm-Hirn-Achse rückt immer mehr in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses: Zwischen Gehirn und Verdauungstrakt findet – in beide Richtungen – ein ständiger biochemischer und nervaler Informationsaustausch statt, der uns auf vielfältige Art und Weise beeinflusst. Aktuelle Studien zeigen eindrucksvoll, dass viele unterschiedliche Funktionen des Gehirns mittels wissenschaftlich formulierter Multistrain-Probiotika positiv beeinflusst werden können.
Die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn erfolgt auf unterschiedlichen „Kanälen“, etwa über Darmmikroben, Hormone, Botenstoffe oder sensorische Neuronen. Via Darm-Hirn-Achse steuert der Verdauungstrakt nicht nur Hungergefühl und Appetit, sondern er beeinflusst auch Stimmungslage, Emotionen und kognitive Prozesse. Deshalb ist häufig, wenn es in einem der beiden Organe ein Problem gibt, das andere ebenfalls stark davon betroffen. Obwohl der exakte zugrundeliegende molekulare Mechanismus noch unklar ist, konnte bereits gezeigt werden, dass die Darmbakterien emotionale Verhaltensweisen, kognitive Entscheidungsprozesse, aber auch Schmerzwahrnehmung und Stressempfindlichkeit steuern. Viele Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und Verhalten, die bisher gefunden wurden, basieren lediglich auf den Ergebnissen von Mausmodellen. Bis dato sind nur wenige Untersuchungen an Menschen durchgeführt worden – diese aber auch und ganz speziell mit OMNi-BiOTiC®. Aktuell veröffentlichte Humanstudien berichten äußerst Positives und Erstaunliches.
Darm-Hirn-Achse
Man verlässt sich in vielen Situationen auf sein „Bauchgefühl“ und zieht – vermeintlich – intuitive Entscheidungen rationalen Überlegungen vor. Tatsächlich können Mikroorganismen des Darms, die gezielt in Form eines Probiotikums zugeführt wurden, einen großen Einfluss auf uns haben, wie eine aktuelle Publikation der MedUni Graz zeigt: In einer aufwändigen Studie wurden junge gesunde Menschen in 3 Gruppen eingeteilt, nämlich in jene mit Probiotika-Einnahme, in jene mit Placebo und in eine Kontrollgruppe. Letztere umfasste Personen, die keinerlei Produkt erhielten, um mögliche Placebo-Effekte zu erkennen. Die gesunden Probanden, allesamt Studenten inmitten der stressigen Prüfungsvorbereitungen, erhielten über 4 Wochen ein spezielles Multispezies-Probiotikum mit 9 Stämmen in bewährter Kombination. Jeweils vor Beginn und nach Ende der Probiotika-Einnahme absolvierten die Teilnehmer Emotions- und Konzentrationstests, und zwar während einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). Durch diese Echtzeit-Aufnahmen des Gehirns ist es möglich, Durchblutungsänderungen in unterschiedlichen Hirnarealen sichtbar zu machen und so auf die Gehirnfunktion zu schließen. Diese gehen auf den Energiebedarf aktiver Nervenzellen zurück – denn sie benötigen mehr Sauerstoff und somit mehr Blut.
Das messbare „Bauchgefühl“
Der sogenannte PANAS-Score gibt Aufschluss darüber, wie Personen momentan positiv oder negativ auf Umweltreize (hier die im fMRT gezeigten Bilder) reagieren. Die Ergebnisse der Studie zeigten eindeutig, dass positive Emotionen in der Probiotika-Gruppe signifikant gesteigert und damit verbessert wurden. Die Evaluierung des LEIDEN-Index, der zur Erkennung des Schweregrades von Depressionen herangezogen wird, ergab ebenfalls eine klare Verbesserung durch die Probiotika-Einnahme: So war die Anfälligkeit für depressive Verstimmungen, welche in stressigen Phasen durchaus auftreten können, deutlich verringert. Insbesondere in Bezug auf Hoffnungslosigkeit ließen sich deutlich verbesserte Ergebnisse feststellen, was erfahrungsgemäß sogar die Krankheitsanfälligkeit reduzieren kann.
Bei Wiedererkennungsaufgaben mit unangenehmen Reizbildern war ein klarer Unterschied zwischen den Probanden aus der Placebo- oder Kontrollgruppe und den glücklicheren Teilnehmern aus der Probiotika-Gruppe zu sehen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die funktionelle MRT-Analyse zeigte, dass bestimmte Regionen des Gehirns stärker durchblutet und damit stärker aktiviert waren. Im Speziellen wurden Gehirnregionen aktiviert, die für Gedächtnisleistung, verbesserte Motorik und höhere Aufmerksamkeit verantwortlich sind. Dies spiegelte sich auch in der Wiedererkennungsquote wider: Während die Kontroll- bzw. Placebo-Gruppe weniger als 70% der gezeigten Bilder erneut erkannte, wurden in der Probiotika-Gruppe sogar mehr als 85% der Bilder identifiziert.
Zudem wurden emotionale Entscheidungsprozesse untersucht. Hier zeigte sich ebenfalls ein signifikant positiver Effekt: Die Teilnehmer aus der Probiotika-Gruppe waren hoch konzentriert und dadurch sicherer und eindeutiger in ihrer Entscheidungsfindung.
Diese Studie lieferte eindeutige Erkenntnisse, wonach die Gabe dieses speziellen Multispezies-Probiotikums zu einer signifikanten Verbesserung von Konzentration und Erinnerungsvermögen sowie von positiven emotionalen Eindrücken führte und die Probiotika-Anwender bedeutend sicherer und eindeutiger in ihren Entscheidungen waren.
Psychische Erkrankungen
Die Anzahl psychischer Erkrankungen ist in unserer schnelllebigen, stressigen Gesellschaft im Steigen begriffen. 3-6,5% der Menschen im deutschsprachigen Raum erkranken im Laufe ihres Lebens an einer bipolaren Störung, wobei diese Krankheit vor allem in sehr jungen Jahren auftritt: 60% der Betroffenen berichten, dass erste Symptome bereits vor dem 18. Lebensjahr spürbar waren. Dramatisch dabei ist, dass die Patienten während ihrer depressiven Phasen auch mit Gedächtnisverlust und Konzentrationsstörungen zu kämpfen haben. Und selbst wenn es durch die Gabe von mehreren Psychopharmaka zu einer Remission – also einem Nachlassen der Symptome – der bipolaren Störung kommt, bedeutet dies nicht eine Verbesserung der kognitiven Funktionen. Das heißt: Trotz psychischer Stabilität ist ein (Wieder-)Einstieg in die Ausbildung oder Arbeitswelt nur schwer möglich, was das Selbstwertgefühl der Patienten massiv beeinträchtigt.
Kranke Psyche = kranker Darm?
Studien zeigen seit längerem, dass die Darmflora von Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich von jener von gesunden Menschen abweicht. Deshalb wurde vom Institut AllergoSan bereits vor 8 Jahren ein Multispezies-Probiotikum entwickelt, um gezielt auf die Darm-Hirn-Achse einzuwirken und sowohl die Emotionen zu verbessern als auch die Gedächtnisleistung selbst zu beeinflussen. Dies wurde im Rahmen einer Pilot-Studie an der MedUni Graz an 20 Patienten mit bipolarer Störung untersucht: Dazu erhielten die Studienteilnehmer für 3 Monate täglich das Probiotikum mit 9 speziell kombinierten Bakterienstämmen. Zu Beginn der Therapie, nach 1 Monat und nach 3 Monaten wurden dann mehrere evaluierte Tests durchgeführt, um die kognitiven Funktionen zu beurteilen.
Darm an Hirn: Konzentration!
Beim sogenannten Digit-Symbol-Test werden den Ziffern 1-9 unterschiedliche Symbole zugewiesen. Diese Symbole sind dann in 90 Sekunden so vielen Zahlen als möglich zuzuordnen, was von den Probanden Reaktionsgeschwindigkeit, anhaltende Konzentration und auch visuelle räumliche Fähigkeiten erfordert. Bereits nach 4 Wochen Probiotika-Therapie konnte eine signifikante Verbesserung der Gedächtnisleistung hinsichtlich Konzentration und Verarbeitungsgeschwindigkeit festgestellt werden, die sich im Verlauf der weiteren 2 Monate nochmals weiter steigerte.
Zudem absolvierten die Probanden den Trail-Making-Test, welcher Aufschluss über die visuelle und motorische Verarbeitungsgeschwindigkeit gibt. Auch bei diesem Test zeigte sich bereits nach 1-monatiger Probiotika-Gabe eine signifikante Verbesserung der kognitiven Flexibilität, die maßgebend für die zielgerichtete Handlungssteuerung von uns Menschen ist. Auch hier verbesserte sich das Ergebnis weiterhin über die kommenden Monate, in denen das Probiotikum eingenommen wurde. Das gibt vielen psychisch instabilen oder speziell depressiven Patienten Hoffnung, denn die Studie zeigt klar, dass sich die schlechte Gedächtnisleistung durch das Studien-Probiotikum deutlich verbessern lässt.
Probiotika bei psychischen Krankheiten?
Die sichtbaren Veränderungen im Gehirn nach Probiotika-Gabe bei gesunden Probanden sind bereits sehr eindrucksvoll. Bestärkt durch die überaus positiven Ergebnisse bei Patienten mit bipolarer Störung, kann man mit Recht sagen, dass das Potenzial von speziell kombinierten Multispezies-Probiotika im Einsatz bei psychischen Krankheiten noch größer ist, als bisher angenommen wurde. Unterschiedliche Bereiche des Gehirns lassen sich positiv beeinflussen – ohne unerwünschte Nebenwirkungen –, und die Betroffenen können dadurch auf ihrem Weg zurück in ein erfolgreiches, gesundes Leben unterstützt werden.
© Bagga et al. (2018), DOI 10.1080/19490976.2018.1460015
*Dr. Lukas Grumet, Molekularbiologe und Experte für Darmgesundheit