Mag. Sylvia Neubauer
Kind und Bauchschmerzen
Zu viele genaschte Süßigkeiten können ebenso für grummelnde kleine Bäuchlein verantwortlich sein wie ein Magen-Darm-Infekt. Worauf man achten sollte, wenn Kinder über Schmerzen in der Mitte klagen, und was dagegen hilft.
Während bei Babys jedes Bäuerchen noch freudvoll kommentiert wird, gilt in späteren Lebensjahren: Eine Verdauung hat man, man spricht jedoch nicht darüber. Sollte man aber! Speziell dann, wenn es in den kindlichen Gedärmen zwickt und zwackt. Denn das Wissen über Lokalisation, Art und Intensität des Schmerzes ist wichtig, um den Ernst der Lage abschätzen zu können. Die gute Nachricht vorab: Bei bis zu 90% der Kinder mit Bauchschmerzen findet sich keine ernste körperliche Ursache. In vielen Fällen lassen sich Verdauungsprobleme mit sanften Mitteln lindern.
Verstopfung, Durchfall und Blähungen bei Kindern
Der Verdauungstrakt von Kindern ist jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Er muss erst lernen, mit Keimen fertigzuwerden und die Nahrung entsprechend zu verwerten. Speziell in den ersten drei Lebensmonaten geht dieser Anpassungsprozess oft mit Blähungen und den bekannten Dreimonatskoliken einher. Im Laufe des Sauberwerdens verhalten manche Kleinkinder aus Angst vor dem Töpfchen den Stuhl, woraus eine Verstopfung resultieren kann. Auch schlechte Ernährungsgewohnheiten, Flüssigkeits- und Bewegungsmangel begünstigen ein schweres, häufig mit Bauchweh verbundenes „Geschäft“. Typische Anzeichen einer Verstopfung sind eine Stuhlfrequenz von weniger als zwei Mal pro Woche sowie harte, schmerzhafte Ausscheidungen.
Da der kindliche Magen noch sehr empfindlich ist, können die Sprösslinge bereits auf geringe „Störfaktoren“ wie ein zu kaltes Getränk oder eine zu üppige Nahrungsmenge mit Erbrechen reagieren. Bei harmlosen Auslösern wie diesen ist das kleine Malheur mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr schnell behoben.
Harmlos oder doch zum Arzt?
Anders sieht die Sache aus, wenn zusätzlich zu Erbrechen und Durchfall Fieber auftritt und ein Magen-Darm-Virus sein Unwesen treibt. Durch Schmierinfektion übertragen, verursachen fiese Krankheitserreger nicht nur die beschriebenen Symptome, sondern auch Appetitlosigkeit. Ein gefinkelter Schachzug des Körpers, zumal ihm eine mehrstündige Nahrungspause dabei hilft, gesund zu werden. Das oberste Gebot lautet: Viel trinken – am besten in Form von leicht gezuckerten Tees oder selbst hergestellten Lösungen aus einem Liter Wasser, sechs gestrichenen Teelöffeln Zucker und einem gestrichenen Teelöffel Salz. Werden sie – über den Tag verteilt – zugeführt, bringen diese Getränke den durcheinandergeratenen Elektrolythaushalt wieder ins Lot. Falls das Kind die Flüssigkeitsaufnahme verweigert oder die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen nicht abgeklungen sind, sollte unbedingt ein Arzt zurate gezogen werden. Dasselbe gilt bei hohem Fieber, plötzlich und heftig auftretenden Schmerzen sowie bei solchen Schmerzen, die länger als 24 Stunden andauern. Auch anhaltendes Weinen und eine harte, angespannte Bauchdecke sind Alarmzeichen, bei denen ein Mediziner aufgesucht werden sollte.
Zu jedem Antibiotikum ein Probiotikum
In vielen Fällen hilft eine Extraportion Zuwendung, um einen aufgebrachten Bauch wieder zu besänftigen – speziell dann, wenn die Beschwerden eine psychische Ursache haben. Gerade bei älteren Kindern sorgen nämlich auch Aufregung, Angst oder freudige Erregung für ein Rumoren des Verdauungsapparats. Eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn rund um den Nabel bis links unten – dem natürlichen Verlauf des Dickdarms entsprechend – kann Wunder wirken. Das Um und Auf bei einer guten Versorgung kindlicher Bäuche ist jedoch eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, die viel Obst, Gemüse und zahlreiche Vollkornprodukte beinhaltet. Die ergänzende Gabe von Probiotika ist nach einer Antibiotika-Therapie besonders wichtig, um den Darm schnell wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Durchfällen beizukommen. Außerdem können nützliche Bakterien das kindliche Immunsystem regulieren und das Auftreten von allergischen Erkrankungen um bis zu 80% reduzieren, wie mehrere große Studien belegen.