Wenn der HNO-Infekt immer wieder kommt

Barbara Seitler, M.Sc.

Wenn der Hals-Nasen-Ohren-Infekt immer wieder kommt

Besonders in den Wintermonaten leiden viele Kinder an immer wiederkehrenden Mandel- oder Mittelohrentzündungen. Fast jedes Kind macht spätestens ab dem Kindergarten eine Vielzahl an Infekten durch, bei welchen meist der Hals-Nasen-Ohren-Bereich betroffen ist. Woran es liegt, dass manche Erkrankungen immer wieder kommen und was dagegen unternommen werden kann, erfahren Sie in diesem Blog-Beitrag.

Kinder sind von Infektionen des Hals-Nasen-Ohren Bereichs wesentlich häufiger betroffen als Erwachsene – so kommen diese im Schnitt auf 3 bis 8 Infekte pro Jahr. Zu den häufig wiederkehrenden Erkrankungen in diesem Bereich, die sowohl viralen als auch bakteriellen Ursprungs sein können, gehören neben Schnupfen, Husten auch die häufig problematischen Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Mandelentzündungen.

Kinder an einer SchultafelWarum werden Kinder häufiger krank als Erwachsene?

Einerseits ist die Übertragungswahrscheinlichkeit von Erkrankungen in Kindergärten und Schulen relativ hoch. Kinder haben vermehrt engen Kontakt mit Gleichaltrigen, sodass beispielsweise Viren bei ihrer Ausbreitung ein leichtes Spiel haben. Andererseits ist das Immunsystem von Kleinkindern noch nicht vollständig ausgebildet und muss verschiedene Virusvarianten sowie Bakterienarten erst kennenlernen.

Eine besondere Rolle bei der Infektabwehr übernehmen die Mandeln. Kommen sie mit Krankheitskeimen in Kontakt, werden die Immunzellen in den Mandeln aktiv. Diese bekämpfen die unerwünschten Eindringlinge und dienen auch als Frühwarnsystem für andere Immunorgane im Körper. Aus diesem Grund sind die Mandeln aber auch anfällig für Infekte.

Symptome eines HNO-Infektes

Infektionen der oberen Atemwege treten häufig nach einer Kälteeinwirkung auf. Oft handelt es sich dabei um akute Infektionen, die durch Viren ausgelöst werden. Typische Symptome sind Husten, Schnupfen oder Heiserkeit. Häufig kann es zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien kommen, wodurch die Beschwerden meist verschlimmert werden. Die Ausbreitung der Bakterien kann außerdem zu weiteren Erkrankungen, wie zum Beispiel Mandel- und Mittelohrentzündungen, führen.

Wieso kommt es häufig zu Folgeerkrankungen nach einem Schnupfen?

Virale Erkrankungen der oberen Atemwege, wie zum Beispiel ein grippaler Infekt oder Schnupfen, erhöhen das Risiko einer zusätzlichen bakteriellen Infektion, was häufig einen schwereren Verlauf zur Folge hat. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Sowohl die Schädigung der Schleimhäute, die durch Viren verursacht wird, als auch eine Fehlregulation des Immunsystems können zu einer erhöhten bakteriellen Besiedelung der oberen und unteren Atemwege führen und somit die Anfälligkeit einer sekundären bakteriellen Infektion erhöhen.

Wenn der HNO-Infekt immer wieder kommtSchon wieder eine Mandelentzündung!

Insbesondere die Mandeln der Kinder arbeiten auf Hochtouren, um bakterielle und virale Erreger abzuwehren. Es kann jedoch passieren, dass sie sich selbst bei dieser Aufgabe entzünden und es zu einer akuten Mandelentzündung kommt.

In Folge werden sehr häufig Antibiotika eingesetzt, was jedoch keinen Schutz vor wiederkehrenden Infekten bietet. Leider ist es oft so, dass ein Kind nach einer akuten Mandelentzündung (Tonsillitis) nur für kurze Zeit beschwerdefrei ist und danach wieder unter der Erkrankung leidet. In diesem Fall spricht man dann von einer rezidivierenden Tonsillitis. Bei Kindern, die an diesen immer wiederkehrenden Infekten leiden, bringen herkömmliche Therapien langfristig keinen Erfolg und die Mandeln müssen meist operativ entfernt werden.

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass viele Kinder, die häufig unter Mandelentzündungen leiden, eine geringere Anzahl an „guten“ Bakterien in ihrem Rachenraum aufweisen als Kinder, die seltener daran erkranken.

Warum leiden Kinder so häufig unter einer (wiederkehrenden) Mittelohrentzündung?

Rund 80 % der Kinder sind zumindest einmalig von einer Mittelohrentzündung betroffen. Über die Ohrtrompete , welche den Nasen-Rachen-Raum mit dem Mittelohr verbindet, können Krankheitserreger bis ins Mittelohr vordringen und dort eine Entzündung auslösen. So kann ein einfacher Schnupfen zu einer Schwellung dieser Ohrtrompete führen und infolgedessen blockiert werden. Das Sekret kann nicht mehr richtig abfließen und ein idealer Nährboden für Krankheitserreger entsteht. Die Sekretansammlung verursacht zudem meist starke Schmerzen bei den Betroffenen. Aktuelle Studien zeigen auch hier, dass viele Kinder, die an wiederkehrenden Mittelohrentzündungen leiden eine geringere Anzahl an „guten“ Bakterien in ihrem Rachenraum aufweisen.

Welche Rolle spielt die Mundflora?

Die Mundflora spielt eine große Rolle bei der Vermeidung und Bekämpfung wiederkehrender HNO-Infekte. Das gesunde Mundmikrobiom beinhaltet eine Vielzahl bakterieller Arten. Ähnlich wie bei der Darmflora ist die Zusammensetzung der Bakterien im Mund- und Rachenraum individuell und variiert nach Alter, Lebensweise und Gesundheitszustand. Je diverser die Mundflora, desto schlechter können sich unerwünschte Keime ansiedeln. Studien zeigen, dass diese kommensalen Bakterien den menschlichen Körper auf verschiedene Arten bei der Infektprävention unterstützen können. Die gezielte Gabe von Probiotika, vor allem des natürlich im Mund- und Rachenraum vorkommenden probiotischen Streptococcus salivarius K12 ist daher sinnvoll, um die körpereigene Abwehr gegen Erreger von HNO-Infekten zu stärken.

Was hilft gegen wiederkehrende HNO-Infekte bei Kindern?

Zuallererst gilt es, die tatsächliche Ursache der Schmerzen und des Infektes herauszufinden und nicht bloß die Symptome mit Schmerzmitteln zu lindern. Insbesondere bei Kindern kann dies eine Herausforderung darstellen. Häufig werden bei Hals-Nasen-Ohren Beschwerden Antibiotika verschrieben. Während diese Therapieform bei einigen Erkrankungen sinnvoll ist, kann es bei übermäßiger und unsachgemäßer Anwendung zu Resistenzen von Bakterien, sowie auch zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen. Zudem sind häufige Antibiotika-Therapien speziell in jungen Jahren mit einem erhöhten Risiko von Erkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen, Asthma und auch Übergewicht assoziiert. Denn Antibiotika töten nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch die Nützlichen.

Daher ist es sinnvoll, auf präventive Maßnahmen zu setzen, indem beispielsweise das kindliche Immunsystem gestärkt und auf eine gesunde Mundflora geachtet wird. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf spielen hierbei eine wichtige Rolle.

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