Dipl.-Ing. Anna-Lena Kollos, MA
Das Immunsystem und seine Bedeutung für den Darm
Wenn es draußen wieder nebelig, trüb und nass wird, beginnt die Zeit, in der ein starkes Immunsystem von Vorteil ist, da die Ansteckung mit Keimen viel höher als in den warmen Sommermonaten ist – Erkältungen sind somit keine Seltenheit. Immer wieder sprechen wir daher vom Immunsystem als Teil unserer Abwehrkräfte in unserem Körper Doch wie funktioniert dieses System, das uns schützen soll und wovor überhaupt?
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Die Aufgabe des Immunsystems
Das Immunsystem ist ein biologisches Abwehrsystem des Menschen, das Krankheitserreger bekämpft. Zu diesem Schutzsystem gehören verschiedene Zellen, Gewebe und Sekrete. Das Immunsystem wacht wie ein Schutzschild über den menschlichen Körper und hat die Aufgabe Angreifer von außen und innen, die bereits im Körper sind, aber bisher als „Freund“ erkannt und jetzt zu „Feinden“ wurden, abzuwehren. Dabei kann das Immunsystem fortlaufend lernen: Abwehrsysteme können angeboren sein und andere wiederum erwirbt der Mensch im Laufe seines Lebens. Beim erworbenen Abwehrsystem kann somit zwischen „körpereigen“ und „körperfremd“ unterschieden werden. Sobald eine körperfremde Substanz, wie zum Beispiel Bakterien, Viren oder auch Tumorzellen entdeckt werden, beginnt ein Prozess, der dafür sorgt, dass diese Immunogene (so werden körperfremde Substanzen bezeichnet) keinen Schaden anrichten. Dieser Prozess ist die Immunantwort des Körpers. Das erworbene Abwehrsystem richtet sich dabei spezifisch auf körperfremde Substanzen und das angeborene Abwehrsystem reagiert unspezifisch. Das bedeutet, dass das angeborene Abwehrsystem den „Gegner“ nicht weiter betrachtet, sondern einfach versucht, diesen unschädlich zu machen, während das erworbene System genauer hinsieht. Durch diese Immunantworten wird der Körper vor Infekten geschützt und der Mensch erlangt Immunität. Das erworbene und angeborene Abwehrsystem bestehen aus einzelnen „Mitgliedern“ – ein Team, dass gemeinsam gegen Eindringlinge kämpft.
Die Funktion des Immunsystems
Wie Sie jetzt wissen, müssen beide Abwehrsysteme zusammenarbeiten und dennoch haben sie ganz unterschiedliche „Mitglieder“ und Vorgehensweisen.
Das angeborene Abwehrsystem
Die Aufgabe dieses Systems ist es, zu reagieren, bevor eine spezifische Immunantwort passiert. Es zählen bereits physische Barrieren zu diesem System, wie die Haut und deren Säureschutzmantel oder auch die Magensäure, die durch den niedrigen pH-Wert Fremdkörper eliminiert, die durch die Nahrung in den Körper gelangt sind. Gelingt es einem Fremdkörper diese Barrieren zu durchdringen, müssen andere Mechanismen dafür sorgen, dass sie zerstört und unschädlich gemacht werden bzw. deren Ausbreitung verhindert wird.
Zu diesen Mechanismen zählen Monozyten, Makrophagen und Granulozyten, die die Fähigkeit zur Phagozytose besitzen – dadurch werden die Immunogene (Fremdkörper) unschädlich gemacht, indem sie von den erwähnten Zellen aufgenommen und vernichtet werden. Dann gibt es noch natürliche Killerzellen (NK-Zellen), die virusinfizierten Zellen und Tumorzellen erkennen und zerstören können. Weitere „Mitglieder“ des Teams „angeborenes Abwehrsystem“ sind:
- Lysozym zerstört Bakterien durch Spaltung derer Bestandteile.
- Im Blut gibt es zusätzlich noch ein System, das sich Komplementärsystem nennt. Dieses wird auf ein Signal hin aktiviert und löst die Zielzelle auf (dieser Prozess wird in der Fachsprache Lyse genannt).
- Weiters gibt es noch Plasmaproteine (z.B.: CRP – häufig auf Blutbefunden ersichtlich, um zu sehen, ob eine Infektion vorliegt), die dafür sorgen, dass das Immunogen für das Komplementärsystem überhaupt angreifbar wird.
- Zytokine aktivieren unter anderem Makrophagen oder Granulozyten, fördern die Bildung der Plasmaproteine oder hemmen die Produktion von Viruspartikeln.
Kurz um: Das angeborene Immunsystem leistet auf vielen verschiedenen Ebenen Höchstleistungen, um dafür zu sorgen, dass kein Immunogen dem Körper schaden kann.
Das erworbene Abwehrsystem
Die Aufgabe dieses spezifisch reagierenden Systems ist es, gegenüber bestimmten Immunogenen aktiv zu werden. Sobald ein Immunogen erkennbar wird, reagiert das spezifische System nur sehr langsam, da es erst aktiviert werden muss. Kommt es zu einem erneutem Kontakt mit demselben Immunogen ist bereits alles klar und die Antwort passiert wesentlich rascher. Die Komponenten dieses Abwehrsystems sind die B- und T-Lymphozyten, die sich nach dem Kontakt mit „ihrem“ Immunogen weiter differenzieren. Das bedeutet, dass die spezifische Immunantwort über diesen Weg noch spezifischer wird.
Aus den B-Lymphozyten entwickeln sich Plasmazellen und B-Gedächtniszellen. Die Aufgabe der Plasmazellen ist die Bildung von Antikörpern. B-Gedächtniszellen, wie der Name schon sagt, sollen sie sich an das Immunogen erinnern und so eine schnellere Immunantwort bei erneutem Kontakt mit demselben Immunogen auslösen. Antikörper werden gebildet, um Antigene zu binden und zu neutralisieren. Sind Antikörper im Körper nachweisbar, kann davon ausgegangen werden, dass ein Antigen (ein Teil eines Fremdkörpers) bereits Bekanntschaft mit dem erworbenen Abwehrsystem gemacht hat. Dies kann sich darin äußern, dass der Körper erkrankt ist und somit Antikörper bilden musste um wieder gesund zu werden oder wenn der Körper geimpft wurde und die Antikörperproduktion angekurbelt worden ist.
Aus T-Lymphozyten werden drei Arten von T-Zellen:
- zytotoxische T-Zellen (Zytotoxisch bedeutet „als Zellgift wirkend“)
- T-Helferzellen (TH2)
- Inflammatorische (entzündliche) T-Zellen (TH1)
Das B- und T-Zell-System agiert dabei nicht getrennt voneinander, sondern arbeitet miteinander, um den Körper zu schützen.
Der Darm und das Immunsystem
Das Immunsystem ist sehr komplex und im ganzen Körper anzutreffen. Zum Abwehrsystem gehören neben den beschriebenen physischen Barrieren auch die lymphatischen Organe. Diese werden weiter unterteilt in primäre und sekundäre lymphatische Organe. Im Knochenmark und Thymus (primäre lymphatische Organe) werden die beschriebenen Lymphozyten gebildet. Zu den sekundären lymphatischen Organen zählen die Lymphknoten, die Milz, die Mandeln und auch bestimmte Gewebearten in verschiedenen Schleimhäuten des Körpers. In den Schleimhäuten, wie sie auch im Darm zu finden sind, befinden sich somit 80% der Immunzellen zu finden sind. Durch die Nahrung gelangen viele Antigene (Marker, die als fremd erkannt werden) in unseren Körper und in weiterer Folge auch in den Darm. Dadurch ist es von größter Bedeutung, dass die Schleimhaut des Darms gesund, die Immunzellen einsatzbereit und das Mikrobiom intakt sind. Die tatsächliche Arbeit des Immunsystem findet somit in diesen Organen statt. Umso wichtiger ist es, diese Organe auf die Arbeit vorzubereiten und das System zu unterstützen.
In einem anderen Artikel wird die Aufgabe des Darms in Bezug auf das Immunsystem folgendermaßen beschrieben:
„Das Prinzip der Immunabwehr gilt auch für den Darm: Das Gewebe der Darmschleimhaut nimmt seine Abwehr vom Epithel der Dünndarmschleimhaut ausgehend auf, dort zerlegen makrophagenähnliche Zellen alle Krankheitserreger (z.B. aus der Nahrung) und werfen sie letztlich den T- und B-Lymphozyten „zum Fraß“ vor. T-Helferzellen erzeugen entzündungsfördernde Zytokine (Interleukine), die in Balance bleiben müssen, während B-Lymphozyten sich über den zerlegten Feind hermachen: durch die Bildung von Immunglobulin A wird dieser zunichte gemacht und kann somit die Darmschleimhaut nicht mehr durchdringen.“
Das Immunsystem und dessen Einsatzfähigkeit hängen stark von einem gesunden Darm ab. Das bedeutet, dass eine ausbalancierte Bakterienbesiedlung im Darm das Immunsystem stärken kann und Angreifern keine Chance geben wird.
Wenn Sie Ihrem Darm Unterstützung bieten, dient dies handkehrum auch Ihrem Immunsystem. Dazu eignen sich idealerweise Mulitspezies Probiotika mit ausgewählten Bakterienstämmen. Bifidobacterium animalis W53, Lactobacillus acidophilus W55, Lactobacillus salivarius W57, Enterococcus faecium W54, Lactococcus lactose W58 und Lactobacillus casei W56 sind dabei sechs humanen Bakterienstämme, die dafür sorgen, dass sich fremde Keime nicht so leicht vermehren können und Schad- und Giftstoffe entsorgt werden.
Präbiotika bieten wertvolle Ballaststoffe als Nahrungsquelle für Bifidobakterien und Laktobazillen. Dabei wird auf resistente Stärke und Akazienfasern-Extrakt zurückgegriffen. Die resistente Stärke stimuliert und bewirkt die Vermehrung von wichtigen Bifidobakterien und Laktobazillen, die Produktion von kurzkettige Fettsäuren für mehr Energie sowie die Erhöhung der Biomasse, in anderen Worten die Stuhlmenge und den damit verbesserten Transport. Der Akazienfaser Extrakt (Fibregum) ist ein leicht löslicher Ballaststoff, der aus dem getrockneten Pflanzensaft des Akazienbaumes gewonnen wird. Dieser ist erwiesenermaßen ausgezeichnet verträglich. Weiters wird die Barrierefunktion durch das Aufrechterhalten der Schleimhautfunktion mit den enthaltenen B-Vitaminen (Vitamin B2 und B3) unterstützt. Für die normale Funktion der Verdauungsenzyme spielt Calcium eine wichtige Rolle. Das enthaltene Vitamin D und Zink trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.
Die guten Darmbakterien erhalten durch Probiotika Verstärkung. Diese helfen den optimalen Lebensraum zu schaffen. Die Aufgaben des Darms können durch die Einnahme von Probiotika besser erfüllt werden und er bedankt sich bei uns mit einem gestärkten Abwehrsystem aus unserer Mitte.
Das Immunsystem stärken
Neben der Unterstützung des Darms gibt es auch noch weitere Möglichkeiten sich gegen die Schnupfnasensaison zu wappnen.
- Hände waschen!
Keime werden häufig über die Hände übertragen. Ein unbedachtes Händeschütteln oder Kontakt mit Gegenständen des täglichen Lebens reichen eventuell schon aus, um das Abwehrsystem zur Arbeit zu zwingen. Es empfiehlt sich, regelmäßig die Hände zu waschen und besonders den Kontakt der Hände mit dem Gesicht zu vermeiden. - Regelmäßig lüften
Durch das Öffnen von Fenstern oder Türen kann die Luft in einem Raum mit frischer Luft ausgetauscht werden. Frische Luft ist nicht nur sauerstoffreicher, auch der Frischekick stärkt das Immunsystem. - Menschenmengen meiden
Je mehr Menschen sich auf kleinem Raum bewegen oder aufhalten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit sich durch eine Tröpfcheninfektion anzustecken. - Vermeidung von Stress
Durch Stress kann der Körper weniger Antikörper produzieren, wodurch es zu einer geringeren Immunantwort kommen kann. Regelmäßige Pausen und Entspannungsphasen helfen dem Körper wieder neu durchzustarten. - Warm/Kalt
Durch den Wechsel von warm und zu kalt wird die Durchblutung angeregt. Vorsicht ist jedoch bei einer bereits vorhandenen Erkältung geboten. Saunagänge und Wechselduschen sollten nur genutzt werden, um das Immunsystem präventiv zu stärken. - Bewegung an der frischen Luft
Ähnlich wie bei den Wechselduschen bringt auch Bewegung den Kreislauf in Schwung. Die WHO empfiehlt 150 Minuten Bewegung pro Woche. Um das Immunsystem zu stärken, können diese auch an der frischen Luft stattfinden. Wichtig ist jedoch, dass die Bekleidung und das Verhalten an die Wetterbedingungen und Temperaturen angepasst sind. - Schlaf
Regeneration findet vor allem im Schlaf statt. Die Abwehrkräfte hängen somit stark mit der Qualität und Quantität des Schlafes zusammen. Während des Schlafes findet die Regeneration statt, die dabei hilft den Körper fit zu halten und so vor „Eindringlingen“ zu schützen. Außerdem werden im Körper immunaktive Stoffe ausgeschüttet, die ebenfalls das Abwehrsystem unterstützen.
Es werden auch vielen, kleinen Hausmittelchen Möglichkeiten zugeschrieben die das Immunsystem stärken. Dazu gehören der Ingwershot, die Zwiebelkur sowie die goldene Milch. Ingwershots gibt es bereits in vielen Supermärkten. Sie lassen sich aber auch hervorragend selbst zu Hause vorbereiten. Die Scharfstoffe des Ingwers sollen die Durchblutung fördern, wodurch Keime wiederum schneller aus dem Körper vertrieben werden. Die goldene Milch bekommt ihren Namen durch die Farbe, die durch das Kurkuma entsteht. Kurkuma und Honig werden dabei häufig in Kombination eingesetzt – sie sollen antibakteriell, antiviral, antifungal und entzündungshemmend wirken. Zwiebeln gelten bereits lange als altbewährtes Hausmittel bei vielen „Problemen“ – Darunter auch bei Erkältungen. Die Inhaltsstoffe der Zwiebeln wirken entzündungshemmend und werden gegen viele Nebenerscheinungen einer Erkältung, wie Ohrenschmerzen und Husten eingesetzt
Grundsätzlich sollte im Zweifel immer ein Profi zu Rate gezogen werden. Medizinische, diätologische oder sportwissenschaftliche Experten finden zumeist den richtigen Weg, um gesund und vital durch die Erkältungszeit zu gelangen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, denn zu 80% sitzt dort auch Ihr Immunsystem und bleiben Sie gesund.
Zur Autorin
Dipl.-Ing. Anna-Lena Kollos, MA (genannt Lela) begann nach Abschluss ihrer Studien (Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie und Public Affairs) die staatliche Ausbildung zum Athletiktrainer, die sie durchgehend „mit Auszeichnung“ im Herbst 2019 abschloss. Durch ihre Tätigkeit als Personal Trainer und Kommunikationsberater mit Schwerpunkt auf gesundheitsrelevante Themen, setzt sie sich intensiv mit ihrem Bauchgefühl auseinander. Dabei setzt sie auf den ganzheitlichen und langfristigen Ansatz, der notwendig ist, um individuelle Ziele zu erreichen – sowohl im Training, als auch in der Kommunikation. Ihr Bauchgefühl beschäftigt Lela dabei schon viele Jahre, denn sie hat auf ihrem Weg oftmals genau darauf vertraut. Aufgrund ihrer breit aufgestellten Ausbildung und Erfahrungen, greift die Personal Trainerin auf ein großes Know-How zurück.
Bildcredit: Marie&Michael Photography