Heidi Valencak-Hösel
Darmbakterien: Schlüsselrolle gegen Viren
Probiotische Bakterien spielen für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere eine wichtige Rolle und sind auch in der Lage, die körpereigenen Immunzellen positiv zu beeinflussen. Darüber hinaus haben sie spezielle Mechanismen entwickelt, um unerwünschte Eindringlinge, z. B. Viren, zu inaktivieren.
Mechanismen zur Abwehr von Viren
Dabei machen sich unsere Helfer im Darm verschiedene ihrer vielfältigen Eigenschaften zu Nutze und können Viren unter anderem auf folgende Weisen beikommen:
- Trapping-Mechanismus: Der Begriff „trapping“ bedeutet übersetzt „fangen“, und genau das passiert in diesem Fall: Bestimmte Bakterienstämme können Viren an ihre Zelloberfläche binden und sie hier „festhalten“.
- Aktive Ausschüttung von antiviralen Substanzen: Bestimmte Bakterienstämme sind in der Lage, so genannte Bakteriozine zu produzieren. Diese Stoffe (z. B. Wasserstoffperoxid oder Laktat) können unter anderem die Vermehrung von Viren einschränken oder die Interaktion des Virus mit seiner Zielzelle stören.
- Rezeptor-Blockade: An der Oberfläche von Zellen (z. B. Zellen der Darmschleimhaut) finden sich verschiedene Rezeptoren. Hier können bestimmte Substanzen oder auch Viren andocken und entweder eine Reaktion in der Zelle auslösen oder direkt in die Zelle hineingelangen. Das Besondere an Rezeptoren ist, dass sie ganz spezifische Bindungsstellen haben: Nicht jeder Stoff kann an jeden Rezeptor binden, sondern diese beiden Komponenten müssen speziell zusammenpassen – wie ein Schlüssel in ein Schloss. Bestimmte Bakterien können die Oberfläche der Zellen der Darmschleimhaut besetzen – so haben verschiedene Viren nicht mehr die Möglichkeit, an Rezeptoren anzudocken und in die Zelle zu gelangen.
- Aktivierung von „Fresszellen“: Probiotische Bakterien können so gennannte „Fresszellen“ (auch Makrophagen genannt) aktivieren, deren Aufgabe es ist, den Körper von unterschiedlichen schädlichen Stoffen zu reinigen. Die Fresszellen absorbieren u. a. Viren und bauen diese anschließend ab.
Die Waffen der probiotischen Bakterien gegen Viren
Bakterien sind bis zu 100-mal größer als Viren und können diese bekämpfen und unseren Organismus vor Krankheiten schützen.
- Probiotische Bakterien binden Viren an ihre Oberfläche und verhindern somit eine Infektion der Körperzellen.
- Mikroorganismen produzieren Substanzen, die Viren zerstören können.
- Probiotische Bakterien blockieren die Andockstellen für Viren und verhindern dadurch eine Infektion der Körperzellen.
- Die Mukusschicht im Darm erschwert Viren die Fortbewegung. Zusätzlich enthält der Schleim Substanzen, die Viren inaktivieren.
- Probiotische Bakterien regen das Immunsystem an und steigern somit die Abwehrkräfte gegen Viren.